Besiedlung von Britannien

Man kann davon ausgehen, daß Britannien und Irland schon vor einigen zwölftausend Jahren bewohnt waren. Die Einheimischen waren anfangs sicher nicht zahlreich, vornehmlich Jäger und vielleicht schon in der Entwicklung einer landwirtschaftlichen Tätigkeit begriffen. Auch handelte es sich sicherlich nicht um eine homogne Ethnie mit nationsbewußten inneren Zusammenhalt. Ganz bestimmt handelte es sich nicht um einbeinige Monster mit Tierköpfen, gewaltige Riesen oder abgehobene Zauberwesen.Woher sie eingewandert waren, ob sie urstämmige Originalbewohner waren, welcher Rasse sie abstammten und ob es sich schon um Menschen mit einer sogenannten keltischen Prägung handelte, ist unbekannt und bislang Objekt zahlreicher und unbelegter Spekulationen geblieben.

Die Riesen

Die Überlieferungen im Zusammenhang mit den Einwandererwellen und der Besiedlung Bitanniens (und Irlands) sind vielfältig und nicht immer schlüssig.In Bezug auf Britanniens mythische Geschichte sollen die ersten Einwohner Riesen gewesen sein – offenbar also Nachkommen von Noahs Sohn Ham die im -2. Jahrtausend aus Afrika über Spanien nach Britannien gekommen sein sollen. (Auch hier greift wieder der Anspruch der British-Israel-Theorie)Andere Chronisten bleiben dabei, daß die Riesen vorher da gewesen seien und die Nachkommen Japeths oder Hams von den Riesen unterworfen, getötet oder vertrieben wurden. Jedenfalls waren sie plötzlich nicht mehr da.Wenn man die Riesen noch mythisch und prähistorisch nachvollziehen kann und sich auch folkloristisch noch eine Grundlage bietet, so erscheinen die Nachkommen Noahs jedoch wie ein Kunstgriff, um die Ansprüche der Nachkommen Noahs, die angeblich die ganze Welt besiedelten – ergo auch die britischen und irischen Inseln – auch hier geltend zu machen.Doch kommen wir zurück zu den Riesen Britanniens, deren Zeit laut Chronik allerspätestens um 3000 v.u.Z. gewesen sein soll, also durchaus noch in die Zeitspanne des „mythischen Zeitalters“ passend.Bei den Walisern heißt es, daß Albion oder Britannien ganz am Anfang eigentlich „Myrddins Precinct„ geheißen habe, nach einem alten Gott (Myrddin) benannt, der die Gaben der Prophetie und der Magie spendete. Da sei vor der Zeit der Menschen gewesen. Der erste nachweisliche Name Britanniens - wenn es denn nicht, wie die Waliser meinen, „Myrddins Precinct„ war - war „Albion„, was in einer anderen Chronik auf den Namen des Königs der Riesen zurückgeführt wird, der auch Albion hieß um vom Meeresgott gezeugt worden sein soll – der Atlas der Briten ?Der Riesenkönig Albion soll nach einer langen Herrscherzeit bei einer Schlacht in Gallien gestorben sein, als er seinen Brüdern im Kampf gegen Herakles (der hier seine 10. Arbeit zu verrichten hatte) beistand und der Legende nach, in einen von Zeus geschickten Hagel aus Felsbrocken geriet. Von den Griechen wird der durch die Felsbrocken erschlagene Albion als „Ialebion„ oder als „Alebion„ benannt.

Die Megalithenerbauer ?

Geht man davon aus, daß auch Britannien genau wie Irland schon einige tausend Jahre vorher bewohnt waren, so erscheinen die Riesen in einem anderen Licht. Sie erhielten schon bei Geoffrey of Monmouth eine neue Bestimmung, nämlich die der Megalithenerbauer, die als Krönung ihres Schaffens schließlich Stonehenge errichteten. Die Folklore unterstütze diese These, weil sie „offensichtlich„ war. Von dem sehr viel älter datierten Newgrange hatte Monmouth offenbar nichts gehört.Die gewaltigen Steine und die Riesen als ihre Transporteure und ergo Konstrukteure großer Steindenkmäler, war natürlich eine verlockende Interpretation. Sie erhielt jedoch einige Dämpfer, als sich durch archäologische Funde erwies, daß die Megalithenerbauer zwar auch um ca. 4-3000 v.u.Z. lebten, also mit Sicherheit vor den sogenannten Kelten, aber in Wirklichkeit gar keine so riesigen Menschen gewesen waren. Einige Forscher gehen davon aus, daß es sich bei den „Riesen„ um eine großgewachsene Urbevölkerung Britanniens gehandelt habe. Neuerliche Grabfunde scheinen dies zu bestätigen.Wie groß waren denn nun eigentlich diese Riesen, wenn sie schon Hilfe brauchten um den Herakles (lediglich etwas größer als ein großer Mensch) zu überwinden ?Geoffrey of Monmouth berichtet, daß Gogmagog (ursprünglich 2 biblische Riesen, die Gog und Magog hießen und hier in der verschmolzener Version von Monmouths auftreten) zwölf Ellen, also zirka 5,5 Meter gemessen haben soll, nach einem Ringkampf mit einem Menschen (Cornerius) aber unterlag (?) und von Letzterem über eine Klippe hinab ins Meer geworfen wurde. Man darf auch zweifeln, wenn man sich vorstellt wie der Riese Bolster die heilige Agnes sexuell bedrängte, besonders dann, wenn seine Größenangaben sich in fantastischen Dimensionen bewegen und Bolster seine Beine bis zu neun Kilometern spreizen konnte um mit einem Fuß auf St.Agnes Beacon und dem anderen auf Carn Brea zu stehen. Allein, die poetisierenden Ausschweifungen über die Körpergröße von Riesen sind nicht auf Britannien beschränkt, sondern sie ziehen sich durch die gesamte Weltliteratur, von Gargantua über Paul Bunyan bis zu den Kontrahenten des tapferen Schneiderleins.Als Albion seinen Brüdern zu Hilfe eilte, soll er „trockenen Fußes„ in Gallien angekommen sein. Er habe mit einem riesigen Sprung „hinübergesetzt„. Dieser mythische Sprung ist durchaus nachvollziehbar, geht man davon aus, daß vor zirka 3-4000 Jahren der Rhein offenbar seine Mündung in Aberdeen in Schottland hatte und die Themse einer seiner Nebenflüße war. Eine Landbrücke, ein Ismus (oder das noch nicht vorhandene Meer) zwischen dem Kontinent und den Inseln stellt die ganzen Invasions- und Völkerwanderungsthesen in ein interessantes Licht.


Anm. d. A.:
In der Überlieferung der Besiedlung Irlands findet sich ein Hinweis, daß der Name "Britannien" nicht - wie weiter unter berichtet - auf Brutus, sondern auf die Nemedier zurückzuführen sei. So habe sich nach der Verdrängung der Nemedier durch die Fomori, Fergus Lethderg mit seinem Sohn Britain Maèl nach dem heutigen Schottland retten können. Das ganze Land sei nach Britain "Britannien" genannt worden.


Literarische Phantasie

Der Erklärung, der Name Albion sei auf die Riesen und ihren König zurückzuführen, steht der Mythos anderer Chronisten gegenüber, die „Albion„ auf die Prinzessin Albina zurückführen, die in Begleitung von 50 Frauen (alle wegen Mordes an ihren Gatten dazu verbannt auf einer unbewohnten Insel fortan zu leben) im noch namenlosen Britannien an Land ging. Es sind der Legende nach alles Schwestern - zumindest was den Vater anbelangt - und die Töchter eines ziemlich ungenau benannten syrischen Königs, der manchmal Diokletian genannt wird, aber nicht mit dem römischen Kaiser gleichen Namens verwechselt werden sollte.Die Frauen gingen Beziehungen mit den auf der Insel lebenden Dämonen ein und gebaren die Rasse der Riesen. Die Dämonen werden freilich nur in dieser Version erwähnt und es gibt offenbar keine Überlieferung über ihre Herkunft oder ihr Wesen im Allgemeinen, was auch nicht sonderlich verwundern darf, da der Begriff Dämon (daimon) seinen päjorativen Beigeschmack erst durch die im Zuge der Christianisierung vorgenommenen „Verbesserungen„ der Mythologie bekam. Davor war Dämon ein weitgehendst wertfreier Begriff.Diese Legende der Albina fand dann auch die wenigsten Anhänger und wurde später als literarische Phantasie entlarvt, die aus der Feder von John Bale stammte.(siehe: Gefälschte Mythen). Die Invasionsgeschichte der Albina sollte sich trotzdem noch bis ins 14. Jh. behaupten können.Die gläubigen Chronisten führten die Legende der Albina nämlich auf die männermordenden Danaiden Griechenlands zurück, die Töchter des Danos, des Königs von Argos.Warum sich insbesondere diese erfundene Invasion dennoch so lange halten konnte, wird den Keltenfan nicht weiter verwundern, denn die Assoziation mit den „Tuatha Dé Danann„ – (Danu>Dano – Albina>Albion - sprachlich gesehen) - war verlockend, entpuppte sich aber als Poesieprodukt.Wie schon erwähnt, beriefen sich die Waliser auf „Myrddins Precinct„ als erster Name Britanniens. Diese Bezeichnung taucht in dem „White Book of Rhydderch„ auf. Der Name Myrddin kommt in dem Sagenschatz der Waliser und einer gewissen Pseudohistorie mit dem Magier oder Druiden Myrddin (Merlin) wieder in die Diskussion. (Siehe auch: Merlin )Albion scheint jedoch die erste einigermaßen belegbare Namensbezeichnung der britischen Insel gewesen zu sein. Bei den Griechen des 3. Jh. v.u.Z. wird die größere der beiden Inseln von den Griechen „Albion„ bezeichnet und die Nachbarinsel Irland als „Ierne„.Entgegen der Behauptung, daß der Begriff „Albion„ sich auf die Klippen von Dover beziehe (albus>weiß) setzte sich die ethymologische Definition von „Alp„ (Hügel, Berge,Klippen) als „hohes Land„ durch.Die Riesen haben nichtsdestotrotz ihre nachhaltigen mythischen Spuren in Albion oder Britannien hinterlassen:Cormoran, der Herr von St-Michaelsmount, der wie Gogmagog oder Bolster und alle anderen kornischen Riesen als dumm beschrieben wird und erst ein oder zwei Jahrtausende später von Artus erschlagen worden sein soll - Ascapart der von seinem Riesengenossen Bevis erschlagen wurde und unter dem Tumulus Bevis Mount in die Anderswelt verschwunden sein soll – der liebe und freundliche Riese Tom Hickathrift, der seine Nachbarn vor Räubern und gar vor dem Teufel selbst schützte, zeitlich aber als realer und hühnehaft großer Mensch viel später gelebt haben soll - und andere mehr.Auf einem von ihnen, ihrem König Albion blieb schlußendlich der Mythos hängen, dem späteren Britannien seinen Namen übertragen zu haben.

Britannien

Daß Britannien auf einem trojanischen Sklavenstamm – nach der Niederlage Trojas gegen die Griechen – aufbaute, der unter der Führung eines gewissen Brutus in Cornwall an Land ging, dort wo die Riesen wohnten, ist zum Teil auf Vergils Aeneis zurückzuführen, laut der, der aus Troja geflüchtete Aeneas in Italien den Grundstock für die römische Nation legte. Einer seiner Enkel – Brutus – kehrte nach Griechenland zurück und erpreßte dort von König Pandrasus die Freiheit der Nachkommen der Kriegssklaven und führte jene auf einer lange Reise nach Albion.Nach einer Prophezeiung der Göttin Diana, die Brutus unterwegs in einem der Diana geweihten Tempel um Rat gebeten hatte, gelangte er in jenes Land, das sie ihm offenbar vorausgesagt hatte und wo er sein neues Troja aufbauen würde. Sie hatte ihn auch vor den Riesen gewarnt und hinzugefügt, daß jene mittlerweile fast alle ausgestorben seien. Als Brutus in Cornwall an Land ging, fand er in der Tat nur noch wenige Riesen vor. Es kam zu einigen Kämpfen, bei denen die Riesen jedoch zurückgedrängt wurden. Einer der Leute von Brutus – Cornerius – war es dann auch, der der Sage nach den von Monmouthschen Riesen Gogmagog über die Klippen ins Meer warf.Eine andere Variante sagt, daß Brutus sich bei seiner Landung – diesmal in Totnes – auf einen Felsbrocken stellte und fortan dieses Land als das Seine verkündete. Der Felsbrocken heißt seitdem der Brutusstein und befindet sich offenbar in London.Brutus nannte das neue Land nach sich selbst Britannien und seine Gefolgsleute waren Briten. Cornerius wurde von Brutus zum Herrscher von Cornwall, dessen Name von Cornerius abgeleitet wurde, ernannt.Es schien aber nicht zu einer Ausrottung der Riesen gekommen zu sein, wie aus Chroniken zu ersehen ist. Es heißt vielmehr, daß sich die neuen Briten (die größeren) mit den Kleineren der Riesen vermischten.Die neuen Briten besiedelten Teile der Insel und errichteten ihre Hauptstadt Troja Nova an der Mündung der Flüße Themse und Fleet. Troja Nova wurde später Trinovantum genannt und noch später London.So geht eine der Invasionssagen von Albion, das in Folge Britannien hieß. Brutus´ Reich sollte 1000 Jahre halten und direkte Nachkommen seien die Waliser und die Einheimischen von Cornwall. So steht es zum Teil wenigsten in einem walisischen Dokument, das Nennius und Gildas zugeschrieben wird, was aber anderen Forschern als sehr zweifelhaft vorkommt. Unter anderen leistet Nennius sich den Kunstgriff, das Volk des Brutus als Nachkommen von Noahs Sohn Japeth zu identifizieren. Geoffrey of Monmouth griff diese Version auf und lieferte eine Königsdynastie, die über das Mittelalter hinaus als absolute und wahre Geschichte galt.Auffallenderweise zeigten die vorchristlichen Briten schon ein halbes Jh. vor der Zeitwende laut archäologischen Feststellungen ein „keltisches Verhalten„. Die Theorie von Masseninvasionen keltischer Stämme vom Kontinent (Hallstatt- und LaTène-Kelten) wird aber heute so nicht mehr ohne Zweifel übernommen. Eher schon werden die Kelten aufgrund ihrer Sprachwurzeln und ihrer Kultur indentifiziert, so daß man davon ausgehen kann, daß die „keltischen Wurzeln„ schon viel weiter zurückliegen, in Britannien teilweise auf der Urbevölkerung beruhen und von bescheideneren Invasionen beeinflußt wurden.

Konstantin

Es wäre müßig und wohl auch nicht mehr angebracht, die ganze Dynastiekonstruktion des Geoffrey of Monmouth hier wiederzugeben, deshalb will ich mich auf die prominentesten der von Monmouthschen Könige beschränken.Die Römer beherrschten nunmehr das südliche Britannien. Es war zur Zeit des Kaisers Diokletian, der Britannien 296 in vier Zonen eingeteilt hatte: Britannia Prima (Südwesten), Secunda (Westen), Flavia (Zentrum-Osten) und Maxima (Norden) (von Theodosius 369 um Valentina (Wales ?) erweitert ), als in Britannien, nicht wie von Goeffery von Monmouth behauptet, ein gewisser Asclediodotus, sondern Allectus ein relativ umstrittener König war. Der andere mit dem unaussprechlichen Namen war Römer in einer niederen Funktion und keinesfalls König.Von Monmouth jedenfalls ließ diesen Asclediodotus herrschen und befand, daß ein angeblicher Herzog von Colchester namens Coel ihn stürzen sollte und selbst herrschen würde, nachdem er mit den Römern verhandelt hatte, das Tribut zu zahlen. Der von Rom eigens entsandte Constantius akzeptierte dies, doch König Coel (Cole) starb schon einen Monat später. Constantius heiratete daraufhin Helena, die Tochter von König Cole und herrschte selbst über Britannien.Von Monmouths literarische Erfindungsgabe ließ einen König Cole regieren, den es – wie später nachgewiesen wurde – nicht gegeben hat, nach dem auch nicht Colchester seinen Namen erhielt und dessen Tochter auch nicht den Constatius heiratete.Jener Constantius, der von Monmouth erwähnt wird, gab es jedoch tatsächlich und er war einer von Diokletians Regierungsbevollmächtigten. Er eroberte das von Allectus korrumpierte Britannien zurück und heiratete tatsächlich eine gewisse Helena, allerdings war sie nicht die Tochter des fiktiven König Cole.„Der alte König Cole„ (old king Cole was a merry old soul ...) war eine Fiktion, die auf einer mißverstandenen Interpretation von „Colchester„ (früher Camulodunum) beruht. Nicht König Cole gab also Colchester seinen Namen oder gründete es, sondern es handelte sich um eine römische Ansiedlung am Fluß Colne (früher Colun oder Clun) die nach demselben benannt war..Der hausgemachte Herzog von Colchester war von Monmouth eigens erschaffen worden, um dem berühmten Konstantin eine würdige „britische„ Mutter zu beschaffen, was durch die Abstammung von einem „würdigen„ (aber sehr kurzlebigen) „britischen Fürsten„ gewährleistet schien. Alles hatte seine Ordnung. Doch was vorher unordentlich gewesen ? Wir werden sehen.Constantius war elf Jahre im Amt und ihm folgte sein Sohn Konstantin. Jener Konstantin war es denn der Legende nach auch, der nach einer erleuchtenden Erscheinung zum wundersamen Bekehrer der nahöstlichen Heiden wurde und sie ohne Blutvergießen in einem subtilen Handstreich der Mutter Kirche zuführte. Seine Mutter ging als die hl. Helena in die Kirchengeschichte ein, nachdem sie in Jerusalem auf wunderbare Weise das Kreuz Christi, die Tafel und die zum Kreuz gehörigen Nägel gefunden hatte. Glaubt man Geoffrey Ashe, dann handelte es sich bei der heiligen Frau nicht einmal um eine Britin (für diese Nationalität hatten Mißverständnisse und Opportunität gesorgt) sondern offenbar um eine türkische Tavernenbesitzerin, die Konstantins Vater Constantius - der seinerzeit in Damas lebte - geheiratet hatte und von der er sich anschließend an die Geburt des Sohnes Konstantin wieder scheiden zu lassen. In Treverorum (Trier) machte man die hl. Helena sogar zu einer gebürtigen Triererin und Finderin des heiligen Rockes. Ihr beider Sohn – der spätere Kaiser Konstantin – blieb in Kontakt mit dem Vater und besuchte in offenbar zwei Mal in Britannien. Nach seinem zweiten Besuch blieb er bei seinem Vater und wurde nach dessen Tod Anno 306 in York zum Kaiser ausgerufen. Er regierte mehrere Jahre in Britannien und zog dann nach Rom gegen den tyrannischen Maxentius, stürzte ihn und wurde Kaiser von Rom. Seine (kirchliche) Mutter starb im Jahre 330, Konstantin sieben Jahre später.

Macsen

Geoffrey of Monmouth setzte sich erneut daran, die britische Geschichte wieder auf seine Weise zurechtzubiegen. Nach Konstantins Abgang nach Rom ernannte sich – laut Monmouth – der Waliser Octavius selbst zum Herrscher über Britannien und als er nach einer langen und fruchtbaren Regierungszeit senil und noch immer ohne Erbe war, soll er sich für seine (unbestätigte) Tochter Elen den britischstämmigen Maximus – einen römischen Senatoren und von den Walisern Macsen Wledig Magnus Clemens Maximus, kurz Macsen genannt – ausgesucht haben. In einer romanesken Zusammenführung des Paares kommt es zu Problemen und einem leichten Zerwürfnis mit Octavius´ Heeresführer Conan. Als diese monmouthschen Probleme wieder – wie sollte es anders sein – gelöst waren, kam es zur Vermählung von Octavius´ Tochter mit dem Maximus. Octavius danke ab und übergab das Zepter an Macsen. Laut Monmouth lag Maximus mit den römischen Kaisern Gratian und Valentinian, die sich mit Theodosius in einem Triumvirat die Macht über das römische Reich teilten, im Machtclinch und Maximus nutzte diese politische Lage, um es seinem Vorgänger Konstantin, mit dem er laut Monmouth verwandt war, gleich zu tun. In einem Anflug von Machtlust eroberte er zunächst Gallien und setzte Conan als Regenten ein. Macsen selbst zog nach Rom, nachdem er Gratian getötet hatte und verjagte Valentinian und dessen Mutter aus Rom. Er wurde jedoch von Anhängern der römischen Machtriege umgebracht. Einige seiner Leute flüchteten zurück und schloßen sich Conan an. „Klein-Britannien„ war geboren, die spätere Bretagne, seinerzeit unter Conan „lesser Britain„ genannt.Zu dieser Zeit tauchte wohl auch der erste Arthur auf, der offenbar mit (oder ohne) Macsen und zusammen mit Conan in der neuen Bretagne kämpfte, und den Geoffrey Ashe in der Person des Riothamus identifizierte. Eine der drei nachweislichen Gestalten, die für die Deutung der späteren Artuslegende wichtig werden – eine Legende, die wie keine andere Heldenlegende um die ganze Welt zog und in der heroischen Gestalt des Artus ein „goldenes Zeitalter„ in Britannien symbolisierte. Auch daran war u.a. Geoffrey von Monmouth nicht unbeteiligt.Ob die von Monmouth erwähnte Verwandtschaft Macsens mit Konstantin stimmt, bleibt unerheblich, aber er selbst war ein wichtiger Mann. Nachweislich hieß Macsen eigentlich Magnus Maximus, ein gebürtiger Spanier, der um 368 in Britannien als Soldat diente und es bis in die 80er Jahre zu einem hohen militärischen Rang brachte. Im Rang eines Generals wurde er 383 von der Armee zum Kaiser ausgerufen.Tatsächlich überrannte er Armorica mit seiner Armee aus Briten und Römern und tötete Gratian. Macsen wurde von Theodosius als Prätendent provisorisch anerkannt, doch als Macsen schließlich über die Alpen zog und Italien unterwarf, stellte sich Theodosius auf Valentinians Seite. Macsen zog 388 in Rom ein und veranlaßte das Muttersöhnchen Valentinian zur Flucht. Nun zog Theodosius gegen Macsen ins Feld, nahm ihn schließlich gefangen und ließ ihn enthaupten. Macsen war eine bedeutende Persönlichkeit der römischen Geschichte, doch die Waliser sollten das noch überbieten. Nicht bloß, daß ihn die Briten zum edlen Briten erhoben, die Waliser machten ihn zum Gwledig (Prinz) und widmeten ihm eine Sage, die in ihrem Inhalt sogar noch Monmouths Schilderung übertreffen sollte: „The dream of Macsen„. Britannien wurde darin zu seiner Adoptivheimat und die Waliser machten ihm zum walisischen Dynastienahnherrn.Elen, Octavius (mögliche) Tochter wurde zur mythischen Figur, ähnlich ihrer Vorgängerin Helena. Unter anderem weil sie Straßen habe bauen lassen und zahlreichen Menschen Arbeit verschafft haben soll, wurde sie Elen Luyddog genannt, die „Helena mit den Menschenmassen„, was man darauf zurückführt, daß ein Schutzgeist, der über die Straßen wachte, in sie hineingeflossen sein soll. Des weiteren wird die Entstehung der Bretagne – wie in einer bretonischen Sagen nachzulesen ist – allein auf Conan zurückgeführt und Macsen wird mit keinem Wort erwähnt. Der von Macsen getötete Gratian war offenbar noch fast ein Kind, genauso wie Valentinian auch und beide Erbregenten, weshalb auch Theodosius ihnen als erfahrener und letzendlich exekutiver Kaiser an die Seite gestellt worden war.

Vortigern Gwrtheyrn

Macsen ließ Britannien führerlos und, von den Römern wegen der steigenden Kosten geschmäht, zurück. Britannien versank wieder in Chaos und wurde zur leichten Beute für die immer häufiger einfallenden Angeln und Sachsen, zu denen sich im Norden noch die Wikinger gesellten. Das Land zerfiel stetig wieder in die alte Aufteilung in Wales, Westwales oder Cornwall, das britische Britannien und den Norden. Bündnisse mit den Schotten waren kurzlebig und die Invasoren aus Erin aus dem Westen und Jütland und Germanien aus dem Osten wurden heftiger und wirksamer.Die Person des Vortigern wird als ziemlich gesichert angenommen und sein Name ist im Kontext mit dem 5. Jh. wahrscheinlich kein Eigenname, sondern ein Titel wie z.B. Hochkönig, wie es auch einen in Irland gab und der die Regentschaft über mehrere nationale oder regionale Herrscher hatte. Dieser Vortigern heirate eine gewisse Severa, eine der jüngeren Töchter des Macsen, was wohl ein politisches Manöver war, um Vortigern in die inneren Kreise des herrschenden Adels einzuführen. Vor Vortigerns Regentschaft gab es freilich noch einen Konstantin, diesmal der Sohn des in der jungen Bretagne regierenden Königs Aldroenus, der nach Britannien einmarschierte und die Angeln und Sachsen erst einmal zurückdrängen konnte.Dieser Konstantin regierte offenbar zehn Jahre, als die Pikten – nicht durch Krieg, sondern durch Einflußnahme am Hofe über die Person des Adligen Vortigern „des Dünnen„ - wieder auf den Plan traten.Es ist nicht bestätigt, wird aber gerne zitiert, daß ein Pikte, der um Audienz am Hofe gebeten hatte, unter der Mithilfe Vortigerns den regierenden Konstantin erstach. Vortigern seinerseits gab sich heuschlerisch königstreu und veranlaßte, daß der oder die Schuldigen enthauptet wurden. Die Lage und der nunmehr unbesetzte Thron machte sich Vortigern zunutze und er wandte sich an einen von Konstantins Söhnen Constans – zu der Zeit in einem Kloster – um die Thronfolge anzutreten. Inzwischen waren die anderen beiden Söhne des ermodeten Konstantin – Aurelius Ambrosius und Uther – in der Bretagne in Sicherheit gebracht worden.Vortigern eignete sich wichtige Ämter an und erlangte großen politischen Einfluß. Mit piktischer Hilfe gelang es ihm, den von ihm eingesetzten Constans in dessen Schlafzimmer ermorden zu lassen. Kurz zuvor wurde Vortigern schon mit piktischer Hilfe als Thronanwärter gepriesen, was dann nach Constans Ableben in die Wirklichkeit umgesetzt wurde und offenbar kein Problem darstellte.Inwiefern die Reden über seine Beiteiligung an all den Intrigen und Morden stimmen, sei dahingestellt. Vortigern, seit jeher der prädestinierte Böse, wurde König von Britannien, einem Reich der poströmischen Aera, bestehend aus Ruinen und verarmten Fürstentümern und dauernd von Invasoren gebeutelt.Bei Nennius in seiner Historia Britannum wird der Herrschaftsberginn Vortigerns mit 425 datiert, was im Kontext mit seinem Todesdatum laut Chardronnet im Jahre 430 nicht viel Spielraum läßt. Doch Datierungen und Namen sind u.a. bei Monmouth und Nennius ohnehin nicht immer zuverlässig, denn von Konstantins Söhnen gibt es offenbar nur für den Aurelius Ambrosius eine reale historische Bezugsperson, die als tatsächlicher Sohn Konstantins durchgehen könnte. Es handelt sich um einen Angehörigen einer adligen romanisierten Familie die traditionsgemäß einen römischen Namen trug.Vortigerns Geschichte ist verworren und von nachträglich eingefügten Einlagen und literarischen Verfremdung entstellt. Der ehedem überlegene Intrigant entpuppte sich als Regent als schmählicher Versager.Die Pikten machten Vortigern schwer zu schaffen, da sie sich um eine Machtbeteiligung betrogen sahen, nachdem sie aktiv an der Inthronisierung Vortigerns durch Meuchelmorde geholfen hatten. Ihre dauernden Überfälle und Rachefeldzüge hinderten Vortigern an dem, was er seine Regentschaft nannte. Die LLoegryns (Briten) konnte er nicht um Hilfe bitte, da er ihnen dafür ein Motiv hätte bieten müssen, was natürlich aufgrund seiner auf Intrigen und Mord aufgebauten Karriere schlicht unmöglich war. Also macht er in seiner Panik den unmöglichen Schritt und fragte die verhaßten Feinde aller Briten, die Sachsen um Unterstützung. Deren Führer Hengist witterte die einmalige Chance und willigte ein. Die Pikten wurden regelrecht massakriert und dann forderte Hengist seinen Lohn ein, nicht ohne schon vorher seine Taktik bereitliegen zu haben. Während einem Gelage führte er seine Tochter Renwein ein, der Vortigern - mittlerweile verwitwet - anscheinend regelrecht verfiel. Hengists Plan ging auf. Vortigern heiratete Renwein und teilte Hengist als Gegenleistung für seine Schlachtenhilfe ganz Kent zu. Infolge geriet Vortigern - den auch noch Familienprobleme mit den Söhnen aus erster Ehe plagten - immer mehr unter den EInfluß von Hengist, der jedoch noch nicht befriedigt war.Dann kam es zu jenem blutigen Treffen in Amesbury, wohin Hengist 300 britische Clanführer geladen hatte um den Frieden in einem großen Gelage zu besiegeln. Da es ein Friedensangebot war, legten die Gäste vor dem Fest ihre Waffen ab. Hengists Leute jedoch hatten ihrerseits unter ihren Kleidern jeder einen Dolch oder ähnliches verborgen. Als die Gäste nach Einfall der Nacht betrunken und schießlich eingeschlafen waren, schlugen Hengists Schergen zu. Sie zogen ihre Waffen und metzelten jeder seinen neben ihm sitzenden Briten nieder. In Amesbury wurden hunderte von Briten abgeschlachtet. Sie wurden auf Salisbury Plain in einem Massengrab bestattet.



Zu dieser Zeit betritt der junge Merlin (durch die Feder des Geoffrey of Monmouth) den mythologischen Schauplatz.

Vortigern hatte sich angesichts der landesweit verbreiteten Schande mit den wenigen ihm verbliebenen Anhängern zurückgezogen und versuchte sich einigermaßen abzuschantzen. Doch selbst das sollte ihm nicht gelingen. In seiner Verzweiflung hatte er um die Hilfe von Magiern gebeten, weil das Material, das er zum Bau seiner Schanze auf einem Berg in Snowdonia verwendete, immer wieder im Boden versank. Man riet ihm, einen Jungen ohne Vater ausfindig zu machen, ihn als Opfer zu bestimmen und die Fundamente mit seinem Blut zu weihen. Der Junge wurde bei einer Mutter gefunden, die behauptete, den Vater nicht zu kennen. Sie sei von einem Inkubus geschwängert worden, nicht von einem Menschen. Als man den Buben zu Vortigern brachte, stellte sich heraus, daß das Kind seherisch begabt war. Er fand die Ursache für Vortigerns Bauprobleme: einen unterirdischen See, in dem zwei Drachen – ein Roter und ein Weißer – lebten. Der Rote stünde für die Briten, der Weiße für die Sachsen und der rote Drache würde schließlich obsiegen, aber es sei nicht Vortigern, der daran Verdienst habe, sondern der Verdienst zweier Brüder und eines neuen Königs, ein König aller Briten, der ihn von Thron stoßen und die Invasoren wieder verdrängen würde. Während seiner Vorhersage fiel der Bube in Trance und offenbarte Vortigern noch weitere Zukunftsvisionen. Vortigern war in seinem tiefsten Wesen erschüttert und verstört und ließ den Jungen am Leben. Er fragte nach seinem Namen. Der Jungen antwortete, er sei Ambrosius, oder Emrys Gwledig, wie ihn die Waliser nannten.Vortigern machte Merlin zum Herrscher über Westbritannien und schenkte ihm den Berg, der bis heute unter dem Namen Dinas Emrys bekannt ist.Von Vortigern heißt es bei Monmouth, daß er irre wurde und daß er ohne jegliche Hoffnung und zutiefst verachtet von seinen Untertan einen ehrlosen Tod starb. Eine andere Version läßt ihn mitsamt seiner Burg von Genoreu verbrennen. Bei Chardronnet stirbt er Anno 430.Wie schon erwähnt war es eine unbestätigte und sagenhaft ausgeschmückte Zeit, stimmen tut feilich, daß die Sachsen und Angeln immer mehr Land gewannen, expandierten und sich im 5. Jh. definitiv im ehemals römischen Britannien festsetzten.Vortigerns mißratener Bau seiner Festung ist bei Nennius erwähnt und das Darbringen von Menschenopfern ist offenbar aus vorchristlicher Kultur zumindest bei dem Stützen von Mauern belegt.Merlin wird bei Nennius als Ambrosius mit dem Sohn Konstantins - Aurelius Ambrosius - irrtümlich gleichgeschaltet. Aurelius erwarb als britischer Anführer Ruhm und wird in Wales als Emrys Gwledig geschätzt, wobei dieser Titel ehemals wohl einen großen Landesfürsten oder regionalen König bezeichnete.Als Aurelius König ward, ließ er den Sachsenführer Hengist hinrichten. Die Sachsen wurden in ein begrenztes Landstück zurückgedrängt, das ihnen durch ein neues Abkommen zugesprochen wurde.Aurelius räumte sozusagen auf und ließ den von Hengist ermordeten Briten auf Salisbury Plain ein Denkmal errichten. Dazu brauchte er die Hilfe von Merlin. (siehe auch: Merlin) Aurelius wurde von den Sachsen vergiftet, als er in Winchester eine Krankheit auskurieren wollte. Sein Bruder Uther wurde sein Nachfolger und behielt Merlin als Druiden oder als seherisch begaben Ratgeber an seinem Hof.Monmouth ist der eigentliche Schöpfer von Merlin, zumindest dem mythischen und als er ihn einführt, übernimmt er eine von einem walisischen Erzähler verbreitete Sage, deren Held Myrddin heißt, dessen Name freilich einen anderen Usprung und eine andere Bedeutung hat.(siehe auch: Merlin)

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