Besiedlung von Schottland

Die tausend Jahre, die Brutus Reich gehalten haben soll, schrumpfen bei genauerer Betrachtung auf „viele Generationen„, aber immerhin. Irgendwann dann, ging im Norden jenseits des Forth und Clyde das Land und die nördllicheren Inselgruppen - falls sie denn jemals in Brutus´ Hand gewesen sein sollten - an Menschen aus dem Norden verloren.


Die Pikten

Die Bezeichnung Pikten (lat. Picti, die Bemalten) geht auf den römischen Namen für jene Völkerstämme zurück, die den nördlichen Teil des heutigen Schottlands und die im Norden angrenzenden Inselgruppen der Orkneys (Elektriden oder Bernsteininseln -nach Pytheas) bis nach den Shetlandinseln besiedelt haben sollen. Der Name wird auf eine Sitte, sich mit Färberwaid zu bemalen und/oder zu tätowieren zurückgeführt. Bei den Iren wurden sie Cruithne (Bildmenschen) genannt. Es könnte aber auch sein, daß sich das „Bemalen„ auf die bemalten und gravierten Steinstelen bezieht, die die Pikten errichteten. Entsprechend den Theorien einiger Forscher, könnte die Tradition des Tätowierens freilich auch skythischen Ursprungs sein, wenn denn die Pikten tatsächlich mit den aus den asiatischen Steppen eingeanderten Skythen identisch sind.
Die Ursprünge der Pikten sind nach wie vor unbelegt. Sie sollen möglicherweise die Nachfahren jener Megalithkulturen sein, die Callanish und andere Steinformationen erbaut haben, oder sie sollen aus der bronzezeitlichen Urbevölkerung und der ersten Welle keltischer Einwanderer hervorgegangen sein.
Andere Stimmen sind der Meinung, es handele sich schlicht um Briten, die nicht ins Reich des Brutus einbezogen wurden und sich vielleicht anfangs der römischen Besatzung weiter nach Norden zurückzogen. Später dann, bei piktischen Vorstößen gegen die Römer wurden sie als Feinde bekämpft.
Andere Stimmen bestehen darauf, daß es sich um eine Verschmelzung der Ureinwohner mit skythischen oder sarmatischen Einwanderern aus der Gegend des heutigen Rußland handele. Für diese These spricht zumindest die Tradition der Pikten sich zu tätowieren, sowie die "Wildheit" und Unbezähmbarkeit, die auch den Skythen eigen war.
Jedenfalls ist nicht auszuschließen, das sich die Urbevölkerung Schottlands aus verschiedenen Einwandererwellen zusammensetzte, berücksichtigt man, daß die „Landbrücke„ zwischen dem Kontinent und Britannien zumindest in der Zeit des „mythologischen Zyklus„ noch existiert haben dürfte. Verschiedene Inschriften in einer anderen, vielleicht der vorkeltischen Sprache, lassen auf eine sehr alte Herkunft schließen. Berücksichtigt man noch, daß das piktische Erbfolgegesetz mütterlicherseits geregelt wurde und nicht von der väterlichen, könnte man sogar in Betracht ziehen, daß diese Stämme insgesamt noch in einem Matriarchat lebten, entsprechend dem der „terra mater„ der ursprünglichen irischen Bevölkerung - was sich mit den Mythen und Märchen decken würde, in denen das heutige Schottland in das „Erin„ der grauen Vorzeit miteinbezogen war.
Wie bei den Kelten allgemein, so gilt auch für die Pikten, daß sie sich ihres, von den Römern erfundenen „rassischen Namens„ damals sicherlich nicht bewußt waren und ihn auch nicht für sich beanspruchten.

Auffallend ist , daß die „Anwesenheit der Kelten„ oder „der Nachweis„ der Lebensweise vergleichbarer Kulturen erst um 800-500- v.u.Z. notiert werden, obwohl archäologisch nachweisbar ist, daß schon einige Jahrtausende zuvor Menschen in diesen Regionen gelebt haben, die möglicherweise eine - durch Einwanderungswellen und andere Kulturen - den Kelten (nach griechischem und römischen Schilderungen) verwandte Lebensweise gehabt haben. Wer sagt uns denn, ob die sogenannte „keltische Kultur„ nicht identisch ist mit einer anderen, die – weil sie geschichtlich nicht erfaßt wurde – schlicht „historisch inexistent„ bleibt ? Kein Wunder also, daß einige abgehobene Hobbymythologen und Freizeitokkultisten in die esoterische Kerbe hauen und entweder die Atlanter oder die halbmythologischen Hyperboräar immer wieder heranziehen um das zu erklären, was für sie anderweitig nicht erklärbar ist. Wie dem auch sei.

Bis zum ersten Kontakt mit den Römern, hatten die Pikten oder ihre Vorgänger sich in den für Ackerbau und Viehzucht bevorzugten Gebieten angesiedelt: der Küste Nordschottlands, auf den Inselgruppen der Hebriden, Orkneys und Shetlands, in den Lowlands und in Flußtälern der Highlands.
Die Römer interpretierten die Pikten ursprünglich nicht als ein Volk (Ethnie), sondern als eine nicht homogene Bevölkerung aus verschiedenen Stämmen mit sich unterscheidenden kulturellen Traditionen, die jedoch später, angesichts der gemeinsamen Agressoren (Römer, Skoten und später auch die Wikinger) politische und militärische Allianzen eingingen, ohne allerdings als geschlossene politische oder militärische Einheit zu verbleiben.
Von der Kultur der Pikten ist wenig bekannt, aber es deutet viel darauf hin, daß es sich bei den piktischen Stämmen später und kulturell gesehen, um bretonische Kelten gehandelt haben könnte. Die Skoten die den Norden und Westen später überfielen und kolonisierten waren offenbar ursprünglich gälische (irische) Kelten.
Den ersten dokumentierten Kontakt mit den Pikten ereigneten sich im 1. Jh., als die Römer die britischen Inseln bis hoch zum Forth und Clyde eroberten. Gegen die ständigen Überfälle durch „Caledonier und andere Pikten„ baute der römische Kaiser Hadrian im Jahr 112 eine Schutzmauer, den sogenannten Hadrianswall. Anno 142 baute sein Nachfolger Antoninus den Antoninuswall (auf der Höhe von Forth und Clyde). Die Römer konnten den Antoninuswall freilich nur bis ins Jahr 161 halten und mußten sich dann Richtung Süden zurückziehen. Fortan bildete der Hadrianswall die offizielle Grenze zwischen Piktland und dem römischen Besatzungsgebiet.
Die ständigen Aufstände der nördlichen Stämme führten dazu, daß die Römer versuchten, diese mit einer „großen Summe Silber„ (Cassius Dio) zu kaufen. Im Jahr 208 rief der römische Gouverneur von Britannien Septimius Severus zu Hilfe. Nach dem Tod von Severus überließ dessen Sohn Caracalla den britannischen Norden sich selbst und kehrte nach Rom zurück.
Während des restlichen 3. Jh. bildete der Hadrianswall die Grenze Britanniens. Erst im 4. Jh. wurden wieder Vorfälle im Norden dokumentiert. Nachdem dem Abzug der Römer aus Britannien drangen die Pikten weiter nach Süden vor.
Über die Religion der Pikten ist nicht viel mehr bekannt, als das, was römische Chronisten und Mönche festgehalten haben. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die Rituale der Pikten sich wesentlich von denen anderer keltischer Stämme unterschieden haben, womit schon eine mögliche Bestätigung zumindest keltischer Verwandtschaft gegeben scheint, die durch das denkbare Zelebrieren des Matriarchats noch unterstützt wird. Ob die Pikten eine den Druiden ähnliche Priesterkaste hatten, ist unbestätigt.
Ziemlich sicher gab es bei den Pikten aber eine große Anzahl Gottheiten, auch lokale Gottheiten der Flüsse, Lochs, Wälder, Berge oder sogar Bäume oder Tiere.
Es ist denkbar, daß auch die Pikten den Kopfkult kannten. Piktische Steine aus der späteren, christlichen Periode stellen mit Menschenköpfen verzierte Bäume dar. Andere Gravuren zeigen Menschen in Kochkesseln, bei denen es sich einigen Chronisten zufolge um Opfer handeln könnte - eher akzeptabel ist dann schon die Darstellung der mythologische Wiedergeburt (Kessel des Dagda), da es im Keltenwesen keine Hinweise auf Kannibalismus gibt.
Als Zentren für religiöse Kulte mögen Höhlen (Covesea, East Wmyss, Fife) oder prähistorische Steinkreise und -formationen gedient haben. Dies ist aber unbestätigt, da allein die Präsenz eines aus einer anderen Epoche stammenden Steindenkmals nicht direkt impliziert, daß die Pikten diese Denkmäler zu ihrer Zeit auch zu religiösen Kulten gebrauchten.
Die Pikten wurden ab Mitte des Jahrtausends von St. Ninian und St. Columba synchron mit den Skoten christianisiert, also kurz nachdem Rom Britannien im 4. Jh. als nominell christlich erklärt hatte.


Die Skoten

Die Skoten (lat. Scoti) waren vor ihren Vorstößen über die Irische See nach den Inselgruppen und Schottland offenbar ein gälischer Volksstamm der im Norden und Osten Irlands lebte und der – verläßt man sich auf die Überlieferungen – sich aus einer Verschmelzung der irischen Ureinwohnerschaft ergeben haben mag. Es gibt hartnäckige Stimmen, die die Abstammung der Skoten bei den Skythensehen (der Eigenname der Skythen, die sich selbst Skoloten nannten, könnte natürlich als Hinweis geltend gemacht werden - Sko(lo)ten > Skoten) . Mit dieser Version können sich die Verfechter der Pikten als Abkömmlnge der Skythier natürlich nicht abfinden. Sie identifizieren die Skoten als von Britannien nach Irland ausgewanderte Pikten, die dann später wieder als Skoten nach Schottland zurückgekehrt seien - bezüglich der „märchenhaften„ Bindung Erins und Schottlands mittels einer denkbaren, damals noch existenten brüchigen Landbrücke, keine so abwegige Idee.
Zumindest lassen sich die Skoten mit einiger Sicherheit bis nach Irland zurückverfolgen. Obwohl sie auch in Irland seßhaft waren und nebst der Landwirtschaft auch Industrie betrieben, waren sie offenbar aber auch versierte Schiffsbauer und wagemutige Seeleute.
In den ersten Jahrhunderten n.u.Z. mehrten sich Überfälle auf das römische und insbesondere nördliche Britannien und die angrenzenden Inselgruppen. Die Überfälle und Raubzüge gingen von Seeräubern aus Irland aus. Sie erreichen gegen Ende des 5. Jahrhunderts auch den nicht mehr von Römern besiedelten Südwesten Schottlands. Bis nach der römischen Zeit in Britannien war „Scoti„ ein gängiges Synomyn für die aus Irland einfallenden Gälen.
Die Skoten versuchten sich anzusiedeln, wurden aber immer wieder vertrieben oder vermischten sich mit den Einheimischen. Erst um das 5. Jh. siedelte sich ein Stamm oder mehrere mit Kind und Kegel in Argyll an, geführt von den Söhnen eines Stammeshäuptlings namens Erc und unter der Herrschaft von Fergus. Das Königreich wurde Dalriada genannt und von dem Felsengebilde Dunadd auf der Halbinsel Kintyre aus regiert.
Bis zum siebten Jahrhundert drangen sie auf der Suche nach neuem Siedlungsland in Südschottland, an der Westküste, auf den inneren Hebriden und bis nach Skye vor.
Ihre Flotte beherrschte die Irische See und brachte immer wieder neue Siedler aus Irland, welche die skotischen Kolonien vergrößerten und stärkten. Sie kämpften gegen die Pikten und mit den Pikten gegen die Römer, sowie die Römer mit den Pikten und wahrscheinlich auch Skoten gegen die Angeln und Sachsen.
Die Siedler lebten nunmehr selbständig von Ackerbau, Viehzucht und Fischfang. Dann erreichte sie die Christianisierung in der Person des hl. Columba, der ihnen durch die Gründung eines Klosters erste Bedeutung verlieh.
Innerirische Kämpfe führten um das 7. Und 8. Jh. dazu, daß die Skoten in Schottland von ihren Verwandten in Irland getrennt wurden. Der Nachschub frischer Siedler blieb aus und die ansäßigen Skoten wurden zunehmend von den Pikten bedrängt und in Sachen Lebensbedarf sogar teilweise abhängig.
Erst im neunten Jahrhundert fanden sie offenbar zu ihrer früheren Stärke zurück, als der Skotenführer Kenneth McAlpin, gemeinsamer König der Skoten und Pikten im nunmehr vereinigten Königreich Alba wird, das aus Dalriada und den von den Pikten besiedelten Gebieten bestand. McAlpin (+ 858 ) wird nachgesagt, daß er seine piktischen Verhandlungspartner anläßlich eines Treffens ermorden ließ und somit allein die Herrschaft über Alba ausüben konnte. Diese Behauptung ist allerdings nicht belegt. McAlpin gab seinem Königreich den Namen Scotland – Schottland.

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