Mythos und Geschichte

Das Erdzeitalter

Ären (Einzahl: Ära, Aera) oder Zeitalter sind in der Geologie die Untereinheiten der Äonen, also Zeitabschnitte von vielen Jahrmillionen.
Jede Ära unterteilt man weiter in Systeme (Alter bzw. Perioden und Epochen).
Die etwa 4,55 Milliarden Jahre seit der Entstehung der Erde wären aus astronomisch-geologischer Sicht in vier Äonen zu unterteilen. Weil jedoch der Kreislauf der Gesteine bzw. die Plattentektonik typische Zyklen von 200 Millionen Jahren hat, lassen sich sehr frühe Zustände der Erde nur in ganz wenigen Regionen untersuchen.
Daher kann praktisch nur das letzte Äon, das Phanerozoikum, dessen ältestes Zeitalter, das Paläozoikum, vor 542 Millionen Jahren mit dem Kambrium beginnt, Gegenstand detaillierter Analysen sein. Die Zeit davor [I](ab der Erstarrung der Erdkruste) fasste man früher einfach unter dem Begriff „Präkambrium“ zusammen, obwohl sie sechs bis acht mal so lang ist wie die nachfolgende Zeit. Heute wird diese Zeitspanne (aufgrund der Befunde auf sehr alten Kratonen) in drei Äonen unterteilt. Das jüngste dieser Äonen ist das Proterozoikum, das mit der Ära des Neoproterozoikums endet. Die letzte Periode dieses Zeitalters vor dem Kambrium wurde im Mai 2004 nach Fossilfunden aus der Ediacara-Fauna in Australien Ediacarium genannt.
Das „jüngste“ Äon, das Phanerozoikum, besteht aus drei Ären (Zeitaltern) und reicht bis in die Gegenwart:
· Ära Känozoikum (Erdneuzeitalter, Paläogen und Neogen)
· Ära Mesozoikum (Erdmittelalter, Trias bis Kreide)
· Ära Paläozoikum (Erdaltertum, Kambrium bis Perm)

Für den Leser von Antiqua sind vor allem zwei Epochen oder Zyklen (Mesolithikum u. Neolithikum) und ggf. die Hallstatt- und LaTènezeit relevant. Jenseits der esoterischen Spekulation über Kulturen vor der historisch-archäologisch (wenn auch noch spärlich) erfaßten Zeit, befassen wir uns hier hauptsächlich mit dem Werden des Lebens und der Kultur der Inselkelten und jener Völker, die sie höchstwahrscheinlich beeinflußten. Diesbezüglich kommen vor allem die nachstehenden Epochen in Frage.



Das Mesolithikum



Das Mesolithikum, die Mittelsteinzeit, ist die Zeit der nacheiszeitlichen Jäger und Sammler. Sie setzt am Ende des letzen Pleniglazials (Eiszeit) an und begleitet das Ende der Eiszeit bis in die Phase der Begrünung der Erde hinein. Die Vielfalt der Tierwelt wird den Menschen bewußt und es ist möglich, daß schon zu jener Zeit vereinzelte Gemeinschaften den Versuch der Domestizierung verschiedener Tierarten unternahmen.
Innerhalb der verstreuten Gemeinschaften beginnen sich erste Hierarchien zu bilden. Speziell in Europa kann das Mesolithikum als eigenständige Entwicklungsperiode gesehen werden, während der Begriff in anderen Weltteilen nicht angemessen scheint.
Das Mesolithikum reicht bis zum Auftreten des Ackerbaus, der den Beginn des Neolithikums (der Jungsteinzeit) markiert. Das Ende der Mittelsteinzeit liegt daher im Vorderen Orient sehr viel früher als in Mitteleuropa oder in Skandinavien.
Somit begann das Mesolithikum in Mitteleuropa nach dem Ende der Eiszeit etwa um 10.000 v.u.Z.. und endete ca. 6.000-4500, im restlichen Mitteleuropa.
Das Mesolithikum war vom Zurückweichen des Eises der letzten Eiszeit in Nordeuropa und der damit verbundenen schnellen Erwärmung des Klimas geprägt. In dieser Zeit entwickelten sich aus spärlichem, aber schnell gedeihenden Wildwuchs Kiefern-Birkenmischwälder, gefolgt – durch die allmähliche Einwanderung wärmeliebender Arten - der atlantische Eichenmischwald. Die Besiedlungsgrenze verschob sich recht schnell nach Norden.
Über die genauen Lebensweise der damaligen Menschen ist nicht allzu viel bekannt, da die Entwicklung sich nicht überall gleich vollzog, sondern eher regional und zwischen Ost und Nordwest mit Abständen von bis zu 2000 Jahren.
Das Mesolithikum zeichnet sich noch durch eine Besonderheit aus. In dieser Zeit, in der sich die ersten Hierarchien entwickelten, entstand gleichzeitig auch der Mythos. Archaische Relgionen bildeten sich und erste Priesterkasten entstanden. Der Schamane beanspruchte zunehmend eine besondere Rolle innerhalb seiner Gemeinschaft und die Herrschertradition zeigte erste Ansätze.
Die Götterwelten, wie sie uns überliefert sind, wurden wahrscheinlich in der Zeitspanne des Mesolithikums gebildet.


Das Neolithikum



Das Neolithikum, die Jungsteinzeit, beginnt mit dem Übergang vom Wildbeutertum und Sammlerleben der Menschen zur Seßhaftigkeit mit Ackerbau und Viehzucht und stellt eine der größten Umwälzungen der Menschheitsgeschichte dar.
Der Prozeß der Neolithisierung beginnt zwischen 12000-7000 v.u.Z. im Vorderen Orient. Dort wurden zu jener Zeit schon Schafe, Ziegen und Rinder gehalten, sowie Emmer, Einkorn, Dinkel und Gerste kultiviert.
Das Entstehungszentrum von Ackerbau und Viehzucht liegt also nicht in Europa, sondern in Nordmesopotamien und Palästina.
Die karthographische Erfassung der Fundorte mit frühestem domestiziertem Vieh und gezüchtetem Getreide ergibt optisch einen sichelförmigen Streifen: der "Fruchtbare Halbmond" genannt.
Von dort breitet sich die neue Wirtschaftsweise nach Süd- und Mitteleuropa aus. Nordeuropa blieb offenbar noch teilweise bis ins 5. Jahrtausend v.u.Z. ein mesolithisches Rückzugsgebiet.



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Mythos und Geschichte

Mit dem Begriff Urvölker wurde in der Historienschreibung und der einschlägigen Literatur seit ihrem Bestehen arg Schindluder getrieben. Viel zu oft und meist unbelegt ging die Rede von sogenannten Stammvölkern und man führte die Semiten als Urstamm der nacheiszeitlichen Menschheit an. Bei den griechischen Philosophen gebar der Gedanke an Atlantis als das Nest allen Menschlichen. Fast gleichgestellt waren die Hyperboräer und letztendlich die Theorie der „Kinder Israels“, die sich auf Noah berufen, von dem logischerweise die ganze Menschheit abstammen würde.
Der alttestamentarische Adam wurde in Afrika lokalisiert, bald in Indien und sogar in der Neuen Welt.
Das Paradies, oder die Wiege der Menschheit ist trotz allem noch immer Spekulation. Die letzten Funde sind noch nicht gemacht worden.
Verläßt man sich auf die biologische Forschung, so lebte der gemeinsame Vorfahre von Menschen und Menschenaffen vor einigen 8 Millionen Jahren auf einer Erde, die geographisch mit der heutigen nicht mehr sehr viel gemeinsam hat. Die biologische Forschung weiß zur Zeit aber über die Evolution der Hominiden und Menschenaffen vor fünf bis zehn Millionen Jahren so wenig, daß sie den letzten gemeinsamen Vorfahren derzeit noch nicht identifizieren kann.
In jener Zeit setzte eine Klimaabkühlung ein, die eine beträchtliche Schrumpfung der tropischen Waldgebiete nach sich zog - den Lebensraum der Menschenaffen und Hominiden. Diese mußten sich nunmehr mit kleineren, regional aufgestückelten Waldgebieten zufrieden geben, was natürlich eine relativ rigide Selektion mit sich brachte. Damals begann ein bis heute anhaltender Rückgang von Vielfalt und Art. Insondere die Menschenaffen wurden dezimiert. Nur einem gelang es recht gut weiter zu existieren, dem Hominiden. Er entwickelte eine erfolgreiche Fortpflanzungsstrategie, zu der als wichtiges Element auch der aufrechte Gang gehörte.

Das Skelett von "Lucy" (Australopithecus afarensis) aus Hadar in Äthiopien belegt die Existenz von Hominiden vor 2,5 Mio Jahren. Der wissenschaftliche Name kommt von dem Gebiet Afar und dem moslemischen Nomadenvolk der Afar und ist wahrscheinlich der letzte gemeinsame Vorfahre mehrerer Abstammungslinien von Hominiden, die in der Zeit vor drei bis zwei Millionen Jahren entstanden. Überreste der langlebigen Spezies afarensis, die vor vier bis drei Millionen Jahren existierte, wurden in Tansania, Kenia und Äthiopien gefunden. Lucys Artgenossen hinterließen auch in Laetoli (Tansania) die berühmten Fußspuren in 3,5 Millionen Jahre alter Vulkanasche.
Funde von Skeletten, Gräbern, Werkzeugen und Felsmalereien in Nordafrika, in Nordchina, in Südfrankreich, in Spanien, in Italien und Mitteleuropa belegen, daß der Mensch als Hominide seit mindestens 2-3 Millionen Jahren existiert, wenn auch in hirnmäßig noch nicht so entwickelter Form wie heute (u.a. der kenianische Fund zeigte ein Hirnvolumen von 850 Kubikzentimeteren gegenüber durchschnittsmäßig 1450 heute).
Noch ältere Funde in einem Kathastrophengebiet (Hadar/Äthiopien) lassen darauf schließen, daß es ein dem unseren nicht unähnliches Familienleben schon vor 3 210 000 bis 3 180 000 Jahren gegeben haben muß.
Offensichtlich war hier eine Familie von einer plötzlichen Überschwemmung erfasst worden, neun Erwachsene und vier Jugendliche, das Jüngste noch nicht einmal 1 Jahr alt.

In der Bioforschung ist man heute der Meinung, daß die Entwicklung des Hominiden bis zum Jetztmenschen durchaus keine gerichtete, eingleisige Evolution darstellt. Die Artenvielfalt spricht dafür, dass die Evolution der heutigen Menschen wie die Entwicklung anderer Säugetiergruppen mit Verzweigungen und Artbildungen verbunden war.

Hier scheiden sich offenbar die "ethischen" Ansichten von Biologie, Anthtopologie und Historie. Während die Biologie sich dezent in Speziennamen kleidet, schreit die Historie noch zu oft von Wilden.
Die Erkenntnis, der ich mich vorerst anschließen könnte, wäre die, daß sich unsere direkten Urzeuger, die menschenähnliche oder protomenschliche Erdbevölkerung, dort wo sie gestreut lebte, mehr oder weniger zeitgleich vor sage und schreibe 2-3 Millionen Jahren (plus minus einige tausend Jahre) zu entwickeln begann. (Dies unabhängig von denkbaren Kulturen aus früheren Äonen oder Zeitaltern, die möglicherweise durch Kathastrophen vernichtet wurden) Hier setzt dann auch meine Kritik an der wohlfeilen Geschichtsscheibung an, wenn diese „uns in einem rohen Zustand erscheinenden Völker“ (dixit Herodot) schlichtweg als „Primaten“ katalogisiert und minimisiert werden, beschränkt auf ein tierisches Instinktverhalten, triebgeleitet, unkultiviert und barbarisch in ihrer Lebensweise.
Kann man „unsere Vorfahren“ ethisch undifferenziert und global als „Wilde“ oder als „Barbaren“ abstempeln ? Warum eigentlich messen wir sie ausschließlich an unseren heutigen Standarts ? Waren sie wirklich "Wilde", oder ist diese Bezeichnung lediglich eine schamvolle Distanzierung unsererseits von unseren Vorfahren ? Haben wir den Bezug zu unserer Abstammung verloren, oder haben wir ihn wissentlich verdrängt ? Sind wir die Abkömmlinge von Hominiden oder waren diese möglicherweise eine, aus einer in Trümmern gegangenen Welt wieder hervorgetretene Spezie, mutierte Bastarde einer oder mehrerer untergegangener Hochkulturen ? Schiffbrüchige einer untergegangenen Menschheit ? Dies ist keine Anspielung auf Atlantis oder Mu, sondern es sind schlicht Fragen, die ich mir sicher nicht alleine stelle.

Einerseits wird der Glaube an unsere Primatenabstammung wissenschaftlich aufrecht erhalten, gleichzeitig aber von verschiedenen ehtischen Gesellschaften und religiösen Kreisen, die auf ihrer spezifischen Weltsicht oder ihrem Dogma aufbauen, verworfen. Andrerseits wird von einer zunehmenden Zahl von phantasiereichen Pseudo-Esoterikern oder kommerziell fleißigen Neo-Okkultisten durch zahllose literarische Publikationen mit viel mystisch-magischem Brimborium versucht, die möglichen Kenntnisse und das Wissen unserer Altvorderen zu glorifizieren oder noch zusätzlich zu mystifizieren.
Meiner Meinung nach ist es nichts Göttliches oder derart Außergewöhnliches, daß z.B. die Jahreseinteilung schon sehr früh zustande kam und zwar nicht nur bei sogenannten Elitevölkern, wenn es die denn jemals gab. Auch die natürliche Astronomie ist ein Aspekt der mehr oder weniger zeitgleich bei verschiedenen Völkern an verschiedenen Orten dieser Erde entwickelt wurde. Gottheiten aus tausenden von Meilen voneinander entfernten Kulturen ähneln sich auf verdächtige Weise und ähnliche Lebensphilosophien begegneten sich nach jahrtausende währenden Wanderschaften.

In dem Thema „Skythen“ vertrete ich die Ansicht, daß die Skythen u.a. die Pferdezucht und den Streitwagen erfanden. Fernab dem Wirkungsbereich der Skythen, in den Höhlen von Tassili Najjer, einige 1200 Km südlich von Algier, - eine Gegend, die belegtermaßen mehr als 6000 Jahre von verschiedenen aufeinanderfolgenden Stämmen bewohnt wurde – wurden Wandmalereien von u.a. der Jagd, Rinderherden und Jägern oder Kriegern mit Pfeil und Bogen gefunden. Spätere Malereien aus dem 3. Jt. v.u.Z. zeigen Krieger auf Streitwagen. Gehörten sie zu den Nordvölkern, die in den altägyptischen Schriften um 1200 v.u.Z. geschildert werden; diejenigen, die von Jeremiah vorausgesagt wurden und das Zweistromland und Ägypten überrannten: die Skythen ? Es ist belegt, daß Splittergruppen bis in die nordafrikanischen Regionen vordrangen.
Einige der auf den Wandmalereien dargestellten Tierarten sind dortselbst ausgestorben und man findet sie nur noch tausende von Kilometern weiter südlich und auf anderen Kontinenten wieder: z.B. der Straußenvogel.
Wanderten auch die Tierarten, oder gab es dieselben Rassen (z.B. Elefanten, Raubkatzenrassen, Echsenspezies) seit jeher sowohl in Amerika, Afrika als auch in Asien ?
Gemeinsamkeiten in Ost und West oder Süd lassen sich auch in Angelegenheiten des Glaubens feststellen. Naturmystische und archaische Religionen ähnlichen Aufbaus und ähnlicher Definition gab es offenbar in allen von Menschen bewohnten Regionen. Sie alle nannten die Sonne göttlich, huldigten der "magna mater" und verehrten und achteten ihre Weisen, die die Verbindung zu ihren Göttern darstellten.
Völkerwanderungen und die umstandsbedingte Nomadentradition brachten manchmal eine Verschmelzung von auffallend inhaltsähnlichen Glaubensansichten mit Völkern vom „anderen Ende der Welt“.
Angesichts mehrerer Millionen Jahre Menschendasein; was sind da 10.000 Jahre und dazu noch in einer Zeit, als dieselbe nicht den Begriff darstellte wie sie es heute tut. In einer Zeit, die in Generationen, in Kulturen gerechnet wurde und nicht an einem Kalender oder einer Sekundentabelle. Was bedeuten 10.000 Jahre Menschendasein in einem Volumen von 3 Millionen ? Sehr viel, wenn man den Spuren folgt und die Erkenntnisse daraus in Zusammenhang bringt: die historischen, archäologischen, anthropologischen und die mythologischen Erkenntnisse. War das biblische Paradies wirklich ein Unikat oder bestand es weltweit ?
Waren unser Vorfahren, die auch noch „magische Menschen“ genannt werden, wirklich so „unterentwickelt“, daß sie teilweise schon vor der Eiszeit derart qualitativ hochwertige Kunstwerke wie die genannten Wandmalereien anfertigen konnten, Werkzeuge herstellten, die noch heute verblüffen, Denkmäler errichteten, deren Sinn und Zweck uns heute noch abgeht ? Sind ihre Göttergeschichten, ihre Schamanen, ihre Überlieferungen, ihre Sagen und Legenden lediglich Phantasie, oder sind es „entfremdete“ historische Fakten, die wir mit der strengen Ratio von heute nicht mehr in ihrer vollen Aussage entziffern können ?

Einer der markantesten Fehler der historischen Forschung ist meiner Meinung nach der, darauf zu beharren die strikte Trennung zwischen Geschichte und Mythos aufrecht zu erhalten und sich auf gesicherte Daten und Dokumente, archäologische und datierte sowie interpretierte Funde zu beschränken. Diese historischen Daten müssen laut Geschichtsschreibung verifizierbar sein und diversen Tests standhalten. Dann erst werden sie als „wahrhaftige historische Fakten“ diskutiert und der Leser dieser Ergüße stellt kopfschüttelnd fest, daß er sich inmitten von Standpunktgefechten wiederfindet, die – wären sie nicht sehr real – man als humoristisch-satirische Selbstdarstellungen verschiedener Historiker interpretieren könnte.
Die Geschichtschreibung oder Erfassung beschränkt sich auf Daten, Namen, Jahreszahlen, Verträge, Kriege, Politische Schriften, soziale Umwälzungen, also auf objektiv nachprüfbare Fakten und Phänomene. Eine geordnete Auflistung, mehr nicht.
Der Mythos wird ins Reich der historisch wertlosen Phantasie verbannt – verstümmelte Überlieferung, Dichtung und Erfindung. Der Mythos ist irrelevant oder nebensächlich für die Historienschreibung: eine romantische oder nostalgische Entstellung der Tatsachen, eine unannehmbare Verzerrung unbewiesener Überlieferungen.

Diese starre Haltung entpuppt sich immer mehr als fatale Fehleinschätzung. Die Erkenntnisse der letzten paar Jahrzehnte zeigen uns, daß die Historienforschung nur gewinnen kann, wenn sie die Mythen als Ergänzung zur Historie anerkennen.

Jedwede seriöse Geshichtsschreibung würde den Mythos an den Fakten der Zeit messen, in der er gelebt wurde, an den Menschen die ihn lebten und sich mit und durch ihn ausdrückten. Die Interpretation von Kulturen, Bedürfnissen, Ritualen, Völkerformen, Wanderungen und Stammesaufbauten können ohne die Berücksichtigung der Mythen der zu behandelnden Epoche nicht vollständig und kulturell-echt dargestellt werden,
Durch ihre selbstauferlegte Begrenzung und Selektion dessen, was sie für historienwürdig erachtet, ignoriert die herkömmliche Historienerfassung gewisse Fakten oder vernachlässigt sie. Sie arbeitet pejorativ und verfälscht dadurch das von ihr als „wahrhaftig“ dargestellte Endresultat.
Selbst die direkte Geschichtsschreibung vor Ort entbehrt nicht dieser Nachlässigkeit. Die nachträgliche Erfassung einer historischen Begebenheit muß also noch schwieriger zu erarbeiten sein und ergo unter Unterschlagung des Mythos der zu bearbeitenden Zeit oder Epoche, noch unvollkommener und entsprechend falsch oder irreführend einseitig ausfallen.

Bildlich gesehen ist ein historischer Ort ein Platz mit einem Namen, eventuell einer Epoche, eventuell mit einem Geschehnis verbunden und mit Jahreszahlen versehen, mit Namen behaftet und mit Dokumenten bestückt. Eine historische Notiz, kahl und kalt, faktisch und ohne Leben, pauschal aus der Vergangenheit in die Gegenwart des Lesers befördert. Allein, Geschichte sollte nicht einfach eine geordnete Ansammlung von Fakten und Ereignissen sein, sondern auch die Beziehung zwischen Fakten und Ereignissen herstellen und nicht die mythische und erfinderische Interpretation dieser Beziehung vernachlässigen.
In jedem kleinsten historischen Detail wird der Mythos wirksam und wirkt seinerseits auf die Geschichte ein, macht neue Geschichte und darauf aufbauend wieder neue Mythen.
Das Ganze funktioniert nach den klassischen Prinzip der Vernetzung und ist eine permanente Wechselwirkung zwischen gelebter Geschichte und Mythos.
Wie will man eine „historia humana“ schreiben, wenn man den Faktor Mensch, seinen Glauben und seine Phantasie, ergo den Faktor Mythos einfach unterschlägt.
Die Aufgabe der Historienschreibung sollte die sein, eine Vergangenheitsreportage zu erstellen, anhand der jeder Leser nachvollziehen kann, was ihn zu dem machte, was er heute ist. Das aber hieße an den Titeln und Kitteln der Historiker, der Soziologen, der Antropologen, der Ethnologen und Ethymologen und was weiß ich noch was für ...logen rütteln, wo doch manche von ihnen selbst schon zum Mythos geworden sind.

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