Keltische Kriegshunde

Tiere spielen weltweit sowohl in der Mythologie als auch in der allgemeinen Geschichte eine mehr oder weniger bedeutende Rolle, sei es als Fabeltier, als sakrales Symbol, als Aspekt oder als reales Nutztier.
Während die Drachen, Greifen und u.a auch die Pferde, oder pferdeähnliche Wesen wie das Einhorn und der Pegasus in den Sagen und Überlieferungen dominieren, fiel dem Wolf, bzw. dem Hund eine kaum weniger bedeutende Rolle zu. Ihre Präsenz in der Mythologie ist vielfältig und ihr Nutzen im realen Alltag ist - wie auch beim Pferd - sowohl historisch als auch archäologisch belegt. Grabfunde sprechen Bände und bezeugen, dass u.a. dem Hund schon bei den Germanen und den Kelten eine bedeutungsvolle Rolle zugestanden wurde. Bei den Kelten waren beide, Pferd und Hund offenbar schon durch entsprechende Gesetze geschützt und Misshandlung oder Diebstahl wurden mit relativ hohen Strafen geahndet.


In der Mythologie der nordischen Völker, der Gemanen und der Kelten stehen die Hunde vornehmlich für Schutz, Wache und Jagd.

Odin(Wotan) wird von seinen zwei Wölfen Geri und Freki begleitet, die ihn vor allem erdenklichen Unbill schützen.
Garm, ein überdimensionaler Hund mit vier Augen und blutiger Brust bewacht von seiner Höhle am Fluss Gjöll aus den Eingang zur (nordischen) Unterwelt Hel und steht im Dienst der Todesgöttin gleichen Namens.
Gwyn ab Nudd (oder auch Arawn), Gott und Herrscher der keltischen Anderswelt, geht nicht ohne seine zwölfköpfige Hundemeute (jeder einzelne mit roten Ohren) auf Jagd.
Diana ist nur äußerst selten ohne ihren Jagdhund dargestellt worden. Desgleichen gilt für Nehalenia und die Muttergöttinnen, an deren Seite der Hund die Fruchtbarkeit, Mutterliebe und Heilkraft illustriert.

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Die Silbe „Cu“ bedeutete bei den Inselkelten soviel wie „großer, starker Hund“. In diesem Zusammenhang stehen auch zahlreiche Vor- und Familiennamen, sowohl aus der irischen Mythologie als auch aus dem bürgerlichen Leben.

Cu geht auf eine Sage aus der Region von Emain Macha zurück, wo eines von Cuchullains Hauptbetätigungsfeldern lag und wo die Einwohner seinerzeit offenbar auch einen Gott im Zusammenhang mit einem Hund verehrten. Dieser göttliche Hund (oder wie auch immer) wird durch den Hund des legendären Schmiedes Cullan verkörpert. Cuchullain(Cullans Hund), irischer Sagenheld des Ulsterzyklus, hat seinen Namen sozusagen von einem Hund abbekommen, da er in jungen Jahren der Sage nach, während sieben Jahren die Rolle von Cullans Wachhund übernahm und als späterer Held das göttliche Verbot auferlegt bekam, zeitlebens kein Hundefleisch zu verspeisen. Cullans Hund war dem Garm vergleichbar. Er hütete freilich nicht den Eingang zur Unterwelt, sondern zu des Schmiedes Cullans Andersweltbehausung. Dieser göttliche, andersweltliche Aspekt übertrug sich dann auf den Held Cuchullain, ehedem der relativ kleinwüchsige und bucklige Setana, der später als Held par excellence (vergleichbar mit Artus) und als Sinnbild für die Heldenmetamorphose in die irische Mythologie einging.
Fionn macCumhaill, letzter Anführer der legendären Fianna (Fenier) war stehts von seinen beiden Hunden begleitet, dereinst seine Neffen, die sich durch Metamorphose in Hunde verwandelt hatten und somit Fionn als emeritierten Helden des südlichen Sagenzyklus mehr oder weniger auf eine Stufe mit Cuchullain stellten.

Cu ist schier überall im inselkeltischen Mythenimpakt anzutreffen: der britannische Fürst der Hunde hiess Cunomaglus – der Name des Vaters des Caratacus, Cunobelius, heisst soviel wie Hund des Belinus - der walisische große, göttliche Hund Cynon ist identisch mit Cu Roi .....



Der irische Wolfshund


Eine besondere Hunderasse der Kelten war bis weit über die Grenzen der von den Kelten besiedelten Regionen hinaus bekannt. Der Seguiser, ein vom gallischen Stamm der Seguisianer (am Mittelmeer ansässig) speziell zur Jagd abgerichteter und entsprechend gezüchteter Hund wurde zum berühmtesten Jagdhund der Antike. Ein schriftliches römisches Zeugnis aus dem 2. Jh. nuZ beschreibt den Seguiser als einen exzellenten Jagdhund mit einer besonders feinen Spürnase, der sich durch bedächtige und ausdauernde Suche und durch langsames, nichtsdestoweniger aber leidenschaftliches Jagen auszeichnete. Man geht davon aus, dass die Bracke – die vom Seguiser abgeleitet wurde – etwa im 7 Jh. nuZ ihre Bezeichnung „bracco“ (Bracke) erhielt.

Eine weitere Zuchtrasse der Kelten war kaum weniger bekannt und entsprechend auch gefürchtet. Was den Germanen ihre schon fast riesigen Doggen, waren den Inselkelten ihre hochgezüchteten Wolfshunde, die - wie es heißt - die Höhe eines Kalbes erreichen konnten.

Der Ursprung dieser (heute noch - wenn auch verfeinert - gezüchteten) Hunderasse liegt weit vor der Zeitwende und wird aufgrund von Knochenfunden auf einen Import von Invasoren oder Einwanderern noch vor der eigentlichen Keltenzeit, auf etwa 5-7000 vuZ datiert. Die Funde sind über Irland, Wales und Britannien gestreut und lassen auf eine windhundartige Rasse mir einer Widerristhöhe von zirka 70 Zentimeter und mehr schließen.
Nach der „Keltisierung“ der Inseln kreuzten die Invasoren ihre eigenen mitgebrachten Hunde mit dieser Rasse und schufen einen Hund, der als Kampf- Kriegs-, Wach- und Jagdhund, aber auch als Haushund offenbar bis nach Ägypten bekannt war.
Gleichwohl dies zum Teil nur Annahmen sind und keine belegten Berichte, zeugen römische Notizen doch schon von einem Export dieser außergewöhnlichen Hunderasse. So bedankt Quintus Aurelius Symmachus (391 nuZ) sich für die übersandten 7 irischen Hunde, die bei den Vorstellungen und Spielen in Rom für großes Aufsehen gesorgt hatten. Er schrieb: „Ganz Rom sah sie mit Erstaunen und stellte sich vor, sie müssten in Eisenkäfigen hier hergebracht worden sein.“ (Quelle: J. Gehrts)

Der irische Wolfshund war keine Kreuzung zwischen Hund und Wolf, (obwohl manche nicht kategorisch ausschließen, dass im Zuge der Züchtung ein wölfischer Anteil eingeflossen sei) sondern weist mit seinem Namen darauf hin, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt vornehmlich zur Wolfsjagd eingesetzt wurde.


Der Wolf seinerseits galt bei den frühen Kelten und den nordischen Völkern als ebenbürtiger Jäger mit Altersvorrechten, sozusagen ein zu respektierender Konkurrent und hatte vielerorts einen ebenso geachteten mythologischen Aspekt. Er galt als übernatürliches Wesen, dem bestimmte Heilkräfte zugesprochen wurden (u.a. die Selbstheilung) und der ebenso (ähnlich der Romulus und Remus Legende) als andersweltliche Ziehmutter diverser verwaister Kinderhelden Ehre angediehen wurde. Seinem Fell wurden Heilkräfte zugesprochen und die Übertragung von Kraft und Ausdauer auf den Träger des Fells. So wird berichtet, dass Druiden sich gelegentlich in Wolfspelze kleideten und auch hervorragende Krieger, insofern sie nicht gerade nackt in den Kampf zogen. Als die Keltenstämme sesshafter wurden, verlor der Wolf an Achtung, weil er sich als Dezimierer der Viehbestände erwies und seine kontinuierliche Ausrottung nahm auch im Keltengebiet ihren Lauf. Der schlimmste Feind des Wolfes in Irland war der irische Wolfshund – Ironie des Schicksals: der Nachkomme jagt und tötet den Stammvater.

Die germanischen Doggen sowie die irischen Wolfshunde zeichneten sich durch eine sehr feine Spürnase und dementsprechend als hervorragende Fährtensucher aus, die nicht nur Wild, sondern auch Menschen aufspürten und jagten. Weitere Überlieferungen berichten von Kriegshunden, die unter anderem den Römern arg zu schaffen machten, so dass diese nach einer Schlacht - wenn der Gegner schon tot war - noch eine weitere Schlacht, nämlich die gegen die überlebenden Kriegshunde führen mussten, die das Lager noch verteidigten, als schon niemand mehr am Leben war.

Die Kelten verehrten jedoch nicht nur den Cu, den großen Kampf- und Kriegshund, u.a. auch als männlichen Aspekt, sondern achteten auch die kleineren Rassen, die „oircne“, die das weibliche Prinzip darstellten und vornehmlich von adligen Damen und Hofdamen, bzw. wohlhabenden Händlers- oder Kriegersfrauen als Schoßhündchen gehalten wurden.

Die Zuchtrasse des irischen Wolfshundes ist heute eine eingetragene Rasse und wird als kinderfreundlicher und verspielter Haushund gelobt. Charakterlich in der Regel sehr anpassungsfähig erreicht der irische Wolfshund eine WInderristhöhe bis zu 90 Zentimetern, hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 10-12 Jahren und gilt als der weltweit größte Hund. Abgesehen von dieser eher spezifischen Rasse, waren die Haus- und Nutzhunde der Kelten in allen Größen und Mischungen in jedem Caern anzutreffen. Sie wurden als Herdengebrauchshunde eingesetzt und hüteten die Rinder, Schweine und Schafe. Sie waren auch Jagdhunde und gleichzeitig Spielkameraden und Restefresser. Insgesamt galten die Kelten als hundefreundliche Zeitgenossen.


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Anm.d.A. zur Geschichte des Hundes

Als direkter Vorfahre des heutigen Caniden und gleichsam als erster Hund gilt der Hesperocyon, der vor schätzungsweise 14-18.000 Jahren – ergo schon vor der Eiszeit – lebte - möglicherweise schon viel früher, wenn auch damals noch nicht mit den für die Caniden typischen Läuferqualitäten.

Man mag diesen „Hund“ als den Stammvater des Wolfes bezeichnen, von dem unbestritten der heutige Haus- und Gebrauchshund abstammt. Der Wolf war bis in die Zeiten der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht weltweit das meistverbreitetste Raubtier und auf ausnahmslos allen Kontinenten – wenn auch in verschiedenen Rassentypen – vertreten. Wie sie domestiziert wurden ist bis heute unbekannt und man kann lediglich vermuten, dass sie sich aus Nahrungsinteressen dem Menschen näherten (schätzungsweise vor 14.000 Jahren), zutraulicher wurden und in vereinzelten Fällen womöglich abgerichtet werden konnten. Gleichzeitig galt der Wolf als Gejagter und war ein weithin genutzter Fleisch- und Pelzlieferant.

Die Verwandtschaft des Wolfes mit dem Haushund ist bei einzelnen Rassen heute noch unübersehbar, wie z.B. beim Samoyeden, beim Sibirian Husky und dem Alaskan Malamute, dem Kanaanhund oder dem Akita Inu und dem klassischen Schäferhund. Diese Rassen belegen durch ihren relativ spitzen Fang, ihre spitzen Stehohren und ihrem quadratischen Körperbau ziemlich deutlich ihre Abstammung vom Wolf.
Bis vor noch relativ kurzer Zeit galt der indische Wolf als der Stammvater des Hundes. Mittlerweile aber wurde der „gemeine graue Wolf“ als Urvater des Hundes nachgewiesen. Der genetische Unterschied von Wolf und Hund ist im Vergleich zwischen diversen Wolfsarten (0,16 %) und z.B. zwischen Wolf und Coyote auffallend klein und liegt bei 0,2 %, wobei der Vergleich mit dem Coyoten in etwa 3,1 % ausmachte.

Auch neuerliche Versuche der Kreuzung zwischen Wolf und Hund brachten kein befriedigende Resultate, da das Mischtier sich u.a. durch eine extreme Scheu gegenüber Menschen auszeichnete und somit als Haushund(wolf) nicht tauglich war. Mischpaarungen in freier Natur wurden ebenfalls versucht (anbinden einer läufigen Hündin an einen Baum in der Hoffnung, dass sie von einem Wolf gedeckt würde) und zeigten einen bescheidenen Erfolg. Einerseits wurden viele Hündinnen sozusagen geopfert, da sie von Wölfen gefressen wurden oder die gelungene Schwangerschaft ergab ähnlich unbefriedigende Resultate wie oben erwähnt.

Private Versuche scheiterten oft am Unwissen der Hundehalter über die Fruchtbarkeitszyklen beim Wolf. Während die Hündin zweimal im Jahr empfänglich ist und der Rüde quasi ganzjährig zeugungsfähig, sind der Wolfsrüde und die Wölfin lediglich einmal im Jahr zeugungsfähig.

Mit der Abstammung tauchte gleichzeitig die Frage nach dem Alter des Hundes auf. Aufgrund von Knochenfunden und entsprechenden genetischen Untersuchungen schätzt man das Alter des domestizierten Hundes wie schon bemerkt auf 14 bis 18.000 Jahre. Diese Erhebungen stützen sich freilich auf erhaltene Funde, was die berechtigte Vermutung erlaubt, dass der Hund als eigenständige Gattung um ein bedeutendes älter sein könnte. Auch geht man davon aus, dass die Domestizierung weltweit zeitlich voneinander abweicht und in mehreren Schüben stattfand.

Man unterscheidet die Hundetypen zwischen ihrem Verwendungszweck (was an sich schon einiges über die Haltung des Menschen gegenüber einem anderen Lebewesen aussagt, nämlich die arrogante Selbstverständlichkeit der Unterordnung) und schubladisierte sie folgendermaßen:

- Hütehunde (z.B. altdeutsche Hütehunde, Collie und Bordercollie)

- Hirtenhunde (z.B. abgerichtete Mischlinge, Collies und Schäferhunde)

- Treibhunde (z.B. der irische Wolfshund, die Bracke, der Appenzeller Sennehund, der Rottweiler) wobei sich der Rottweiler(Metzgershund) auch als Viehhüter ausgezeichnet hat.

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