Feen und Elben

Sie sind zahllos und sehr verschieden. Die meisten wurden von den Menschen nie gesehen, so daß wir auch gar nichts Genaues über sie berichten können. Aber es hat sie gegeben, davon ist man in Irland und Wales absolut überzeugt.
Die meisten waren Geschöpfe, die in den Welten Gwyn ap Nudds (Arawns) lebten und noch immer dort sind, denn es heißt, daß sie von Zeit zu Zeit wieder die Diesseitswelt besuchen, sei es aus Neugier oder um ihren angestammten Pflichten oder Neckereien nachzukommen. Wir wollen einige von ihnen etwas genauer vorstellen.
Allgemein wurden sie in verschiedene Kategorien unterteilt:
- Ellyllon (Elfen)
- Coblinau (Gruben-Minenelfen)
- Bwbachod (Hauselfen)
- Gwragedd annwn (Fluß- und Seenelfen)
- Gwillion (Bergelfen)
Insgesamt wurden sie in Wales unter dem Begriff Tylwith Teg (Feenvolk) geführt.



Die Banshee (Bean-sidhe)

Die Banshee könnte man als Hexe bezeichnen. Sie vermittelt aber diesen Eindruck nur durch ihr Äußeres, das sich in drei Gestalten zeigen kann; als junge, schöne Frau, als gestandene Matrone oder als zerlumpte alte Hexe, was an sich die dreifache Darstellung der keltischen Kriegsgöttin Badhbb, Macha Rothaar oder Mor-Rioghain(Rhiannon) ist. An sich ist sie ein uralter Geist, der die Familien des alten keltischen Hochadels durch gräßliche Schreie auf den nahenden Tod eines Familienmitgliedes vorbereitete, sozusagen eine Todesbotin.
Manchmal wird sie auch Bean chaointe genannt (schrill schreiend) und es heißt, daß ihr Schrei dann das Glas zum Zerspringen bringt, die Gäule durchdrehen und die Milch der Kuh sauer wird. Durch ihre angestrengtes Schreien hat sie dann auch meist rote Augen. Gelegentlich verwandeln sie sich auch in Tiere, eine Krähe, ein Wiesel, eine Wildsau oder eine Stute und wird von einem Dullahan begleitet.

In Schottland wird die Banshee "Washer at the Ford" genannt (eine Waschfrau im übertragenen Sinn) und ist ebenfalls eine Überbringerin einer Todesprophezeiung.

Der Dullahan (far dorocha)

Der Duallahan ist ein kopfloser Reiter oder Wagenführer, der seinen abgehacken Kopf in der Rechten hält. Manchmal sind auch sein Pferd oder das Wagengespann kopflos. Es heißt, daß der Dullahan seinen Kopf abnehmen oder aufsetzen kann wie ihm beliebt und daß das Antlitz des Kopfes blaß und käsig wirkte, seine Augen aber hell leuchten. Dem Dullahan wird nachgesagt, daß er hinterhältig ist und immer in Rätseln redet. Wenn er seinen Kopf ähnlich einer Laterne mit der Hand hochhält, kann er über alle Grenzen hinweg sehen.Wer ihm zu nahe kommt, läuft Gefahr, daß der Dullahan ihm mit seiner Peitsche ein Auge ausschlägt. Es heißt auch das das Knallen der Peitsche ein Todesomen sei.

Die Baobhan Sith

Sie ist sozusagen eine schottische Variante eines Vampirs oder eines Succubus. Wer sie umarmt und küßt, dem wird unweigerlich das Blut ausgesaugt. Die Baobhan Sith werden hauptsächlich in Schottland in den gaelisch sprechenden Regionen erwähnt.

Der Amandán

Auch noch "der Narr" genannt, ist der Amandán sowohl in irland als auch in Schottland heimisch und stellt einen sozialen Elfen dar. Manchmal sind sie weiser als ihre menschlichen Meister. Der "Oberste Narr" (Great Fool - Manadán Már) lebt im Elfenpalast (Elfenanderswelt) und ist der Geselle der Elfenkönigin. Beide haben große Macht und wer sie jemals anfaßt oder nur berührt wird auf der Stelle gelähmt. Diese Macht wird der "Elfenstreich" (poc sidhe) genannt.

Die Changelings

Es war bekannt, daß Elbenmütter oft Gebärschwierigkeiten hatten und nicht selten entstellte oder geistig behinderte Elbenkinder zur Welt brachten. In der Regel wurden diese dann im Geheimen gegen gesunde Kinder von Menschen ausgetauscht. Ein Change-ling (Wechselbalg) in einer Familie konnte für unsäglichen Unfrieden sorgen. Später hieß es, daß ungetaufte Kinder Changelings und von Dämonen besessen seien.

Der Grogoch (Phynnodderee)

Grogochs sind in der Regel halb Mensch und halb Elbe und stammen aus Kintyre in Schottland, wo sie schon lange vor der Zeit des Fergus lebten, dann aber nach Irland hinüberwanderten wo sie sich in Donegal, Nord-Antrim und den Rathlin Inseln verbreiteten. Es ist nicht bekannt, daß es weibliche Grogochs gäbe. Sie sind berüchtigt für ihre Unhygiene, kleiden sich in ranzige Häute und tragen die Haare struppig und fettig. Sie vertragen problemlos alle klimatischen Verhältnisse und leben in Erdlöchern, Höhlen und Felsspalten. Sie sind sehr hilfsbereit und arbeitstüchtig und sollen gern von den Druidenschmieden beschäftigt worden sein. Sie forderten keinen Lohn, sondern lediglich ein Kübel Rahm – ihre absolute Schwäche.

Der Brownie

Dies ist ein schottischer Hauself, der dafür sorgt, daß über Nacht der Haushalt schön sauber geputz und aufgeräumt wird, derweil die Hausbewohner schlafen. Wenn er nicht entlohnt oder ihm gedankt wird, kann es ganz gut sein, daß sich seine Haushilfe in eine Hauszerstörung umwandelt und er erheblichen Schaden anrichtet, sogar das Vieh aus der Koppel läßt und wegjagd.

Die Waldelben

Dieses Elbenvolk geht auf die Tuatha Dé Danann zurück. Entgegen ihrer Abstammung gingen sie jedoch nicht in die Hügel, sondern wählten die Wälder der diesseitigen Welt, wo sie sich mit den Bäumen verbanden, denen sie infolge als Dank ein unendliches Leben schenkten. Auf diese Weise konnten sie sich vor den Menschen verstecken.
Tagsüber leben sie als ihr Baum und des Nachts nehmen sie ihre Elbengestalt wieder an und beschützen die Welt vor den Mächten der Nacht. Trotz ihrer Tarnung kam es jedoch immer wieder zu Begegnungen und natürlich auch zu Paarungen mit Menschen.
Die daraus entstandene Rasse war klein gewachsen. Sie gründeten ein neues Volk, das kleine Volk, das mit den Waldelben über die Natur wacht.

Die Wichtel

Nur wenige Wichtel fanden den Weg von Festland und den Nordländern hinüber nach den Inseln. Klein wie sie waren, war der Weg dreifach beschwerlich für sie zurückzulegen. Sie kamen aus Thule und aus Germanien und waren zwergwüchsige Elben, die sich auf den Weg gemacht hatten, die sagenumwobene Kunst der irischen Druidenschmiede zu erlernen.
Da es auch bei den Tuatha Dé Danann kleinwüchsige Sidhe gab, weiß man nicht genau aus welchen Wichtel später die Leprechauns hervorgegangen sind.
Im Großen und Ganzen sind die Wichtel ein freundliches und arbeitstüchtiges Völkchen, das aber auch eine stoische Eigensinnigkeit an den Tag legen kann. Besonders bekannt sind sie für ihre unsägliche Geheimniskrämerei, die sie immer dann pflegen, wenn es um den Schutz ihres Geheimnisses geht.

Die Leprechauns (leath bhrogan)

Die heutigen "Gartenzwerge haben nicht mehr sehr viel gemein mit ihren mythologischen Vorgängern, außer vielleicht das Alter, das runzelige Gesicht und die lange struppigen Bärte. Gelegentlich werden sie mit den Cluricaune oder Far Darrig gleichgestellt, in deren Gattung es auch keine weiblich Variante geben soll. Sie werden auch spöttisch „die Schuster„ genannt, weil sie in diesem Beruf absolute Meister sind und sollen ursprünglich aus Luacharma´n (Pygmy) herkommen. Sie stammen von den Wichtel ab, sind auch kleinwüchsig und es scheint als gäbe es auch bei ihnen kein weibliches Geschlecht.
Sie sehen nicht bloß so aus, gebären sich so, sondern sie sind es auch: derbe Säufer mit einer Vorliebe für harten selbstgebrannten Poteen (Fusel). Sie saufen aber in Kenntnis ihrer Grenzen, denn es ist nicht bekannt, daß sie jemals so besoffen waren, daß sie den Schumacherhammer nicht mehr führen konnten und ihre Schuhware fehlerhaft oder schlecht gewesen sei.
Neben ihrem Beruf als Schumacher waren sie auch noch selbsternannte Wächter der Schätze, die die Danen und Wikinger bei ihren Raubzügen durch Irland und Schottland erbeuteten und an geheimen Orten versteckten, die nur den Leprechauns bekannt sind.
Die Leprechauns meiden die Menschen, die in ihren Augen bloß Narren, Verrückte und komische Kreaturen sind.




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Anm. d. A.:

Der Begriff "Fee" oder aus dem englischen "Fairy" stammt von dem alt-französischen Begriff "faery" ab, wurde im Laufe der umgangssprachlichen Entwicklung überbeansprucht und entfremdet. Zwischen den mittelalterlichen, den märchenhaften und insbesondere den keltischen "Feenwesen" besteht deshalb ein bedeutender Unterschied in der Wesensart und der Interpretation.

Keltische Feen und Elben waren ursprünglich keine geflügelten und goldstreuenden Winzlinge, greisenhafte Bartträger oder physisch entstellte Sonderlinge sondern lebten unter den Menschen als "gute oder böse" Wesen, von den Menschen kaum wenn überhaupt zu unterscheiden. Mit ihnen verhält es sich wie mit ihren Heimaten, den Anderswelten, die überall und nirgends waren, die sowohl diesseits als jenseits sein konnten. Erst als die ersten Mythen niedergeschrieben wurden, wurden auch das Aussehen und das Handeln der Feen und Elben bildhafter dargestellt und womöglich mit Aspekten von festländischen Feenwesen vermischt.

Am ehesten könnte man die keltischen Feenwesen mit dem wertfreien griechischen Begriff "Daimon" (Geistwesen) bezeichnen, einem Begriff, der als solcher nicht pejorativ belastet ist und weder gut noch böse voraussetzt.

Witzigerweise könnte man sogar den Merlin als Feenwesen betrachten, da er laut seiner Legende nicht ganz menschlich ist und der christlichen Sagenumschreibung nach von einem Succubus gezeugt worden sein soll - ein Halbwesen.

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