Mythos und Geschichte
Der Mythos vermischt nicht selten alle möglichen Sagen egal welchen Ursprungs und es ist deshalb nicht sehr verwunderlich, wenn es noch heute gelegentlich heißt, daß Irland und Britannien nebst vielen anderen Regionen des damaligen Europa, von den Nachkommen der Kinder Israels, von Moses aufwärts und spätestens seit Noah, auf Generationen währenden Wanderungen durch die damals bekannte Welt besiedelt worden seien. Diese Behauptung fußt darauf, daß bei der biblischen Sintflut alles Leben getilgt wurde, außer dem der Sippe des Noah und seiner animalischen Archenmitbewohner. Logischerweise kämen also auch nur die direkten Nachkommen des Archenkapitäns in Frage, wenn es um die Neubesiedlung der Erde ginge (und Irland und Britannien gehören nun mal zu dieser Erde), ergo könnten ihre Besiedler zwingend nur die Nachfahren Noahs gewesen sein.
Die Invasionen Irlands sind im "Lebor Gabála Érenn" (Das Buch der Eroberungen) und zum Teil, was die Thuata Dé Danann betrifft, im "Cath Maige Tuired" (Zweite Schlacht von Mag Tuired) überliefert, eine von christlichen Scriben überarbeitete Darstellung, die auf keltischen Überlieferungen und den Schilderungen des Tuan MacCairill beruht. Bemerkenswert ist, daß auch hier der EInfluß der Noaschen Sage mitspielt, und behauptet wird, daß Iralnd von Nachkommen der Noahschen Sippe besiedelt worden sei. Es wird nicht bloß behauptet, sondern auch genealogisch ausgeführt, daß nicht nur Cesair und Blith, sondern sogar die Söhne des Miled in ihrer Abstammung bis auf Japeth (unbelegte biblische Pesönlichkeit) zurückführten und Niul - Mileds Vater - eigentlich ein direkter Nachfahre von Fenius Farsaid - einem Enkel von Magog, Sohn des Japeth sei, der zur Zeit des Turmbaus von Babel gelebt habe. Weiterhin sei Goidel Glas, Verwandter des Mil abstammungsmässig direkt auf Abraham und Moses zurückzuführen.
Sintflut
Sintfluten (Fluten zur Tilgung der Sünden) gibt es erwiesenermaßen in ausnahmslos allen Mythologien aller Völker, so auch in der irischen, obwohl sie dort als "normale Naturkathastrophe" geschildert wird und lediglich, nach der Bearbeitung der erhaltenen Texte durch christliche Mönche , in die biblische Sintflut miteinbezogen wurde und sei es auch nur um auch die "Inseln am Ende der Welt" in die göttliche Schöpfung miteinzubeziehen und seiner Verantwortungsgewalt zu unterstellen.(siehe auch: Gefälschte Mythen)
Die erste bekannte Geschichte Irlands wurde im 8 Jh. n.u.Z. von dem heidnischen Historiker Tuan MacCairill niedergeschrieben und fußte auf der bislang nur oral weitergereichten und im Laufe der Zeit stark mythologisierten irischen Geschichte. Zwar war seine „Scel Tuan MacCairill“ kein umfangreicher Wälzer, doch er berichtete schon bemerkenswert präzise indem er die beiden Zeiten YOW (Weltzeitalter) und GY (+- unsere Zeitrechnung) in seinen Schriften berücksichtigte.
Cesair
Genau wie die erste mythische Besiedlung Britanniens soll auch die von Irland direkt mit dem biblischen Noah zusammenhängen. Der Sage nach kam Cesair(Cessair) – eine Enkelin Noahs - zusammen mit ihrem Vater Blith als erste Immigrantin zusammen mit fünfzig Frauen und drei Männern (darunter ihr Vater) in Erin an.
So heißt es denn auch in diesem irisch-biblischem Mythengemisch, daß Blith ein Platz in der Arche verweigert wurde. Ein Gott (nicht der biblische) soll ihm geraten haben, sich selbst ein Boot zu bauen und sich damit vor der Sintflut zu retten. Sieben Jahre soll er gesegelt sein, bis er eine Insel am Ende der Welt (Irland) erreichte. Dort ließ er sich nieder und heiratete eine Einheimische namens Fintan (die ergo eine Frau der Ureinwohnerschaft gewesen sein müßte, die als Fomori in der Mythologie festgehalten sind und offenbar die biblische Sintflut auf wunderbare Weise überlebt hatten ? Diese Geschichte erinnert an die biblische Geschichte nach der Vertreibung aus dem Paradies, als Kain nach dem Brudermord seine Sippe verließ, in ein anderes Land ging und sich eine Frau nahm ??)
Die 2.(?) Sintflut kam, überschwemmte das ganze Land und Bliths Familie kam um. Nur seine Frau Fintan überlebte dadurch, daß sie sich in einen Lachs verwandelte. Hier sollte erwähnt werden, daß der Lachs in der irischen Mythologie eine besondere Rolle spielt. Er gilt als Träger der Weisheit und der Inspiration, die in dem späteren Sagengut auch dem Helden Cuchulainn zuteil wird, als er (ähnlich wie Gwyon in der Taliesingeschichte) durch Kontakt mit einem gebratenen Lachs in den Vorzug der Inspiration kommt.
Nachdem die Nachkommen Noahs allesamt in einer Naturkatastrophe umgekommen waren, dauerte es nicht lange, bis die zweite Invasion in Irland stattfand.
In einer zweiten Version um Cesair kommt sie mit gleicher Anzahl Frauen und Männer in Irland "vierzig Tage vor der Sintflut" an. Die drei Männer sind Blith, ihr Vater, Fintan als ihr Mann und Ladra als der Steuermann des Schiffes. Die drei Männer teilten die Frauen unter sich auf: je siebzehn für Blith und Fintan und sechzehn für Ladra. Blith und Ladra starben und angesichts der Übermacht der Frauen fühlte sich Fintan überfordert und floh quer durch Irland. In dieser Version wird Cesair die Rolle der Urmutter Irlands zugesprochen. Was aus Fintan wurde, wird nicht mehr erwähnt.
Die Fomori
Die Fomori werden allgemein - und auch nur aus den Zusammenhängen erahnbar - als die Ureinwohner Irlands dargestellt; vorzeitliche Dämonen (christliche Einfärbung) die schon seit jeher in Irland gewesen seien. Andere Stimmen meinen, sie seien 300 Jahre nach der Sintflut "aufgetaucht", von ihren Inseln im Westen ( fo =unter , mor = groß und Meer ) , aus den gläsernen Türmen (Glas ist Synonym für Anderswelt), von unter dem Meer aus ihren "höllischen Unterwelten". Ihr König(Gott) war "Balor mit dem tötenden Auge".
Wiedrum andere Quellen erwähnen sie als Piraten, Landwilderer und Menschenschlächter, die von der Insel Tory aus - wo sie offenbar ihr Quartier gehabt hätten - in Irland einfielen und Chaos verbreiteten.
Dem Mythos zufolge waren sie riesige Wesen, die nur ein Bein , einen Arm und ein Auge besessen hätten und den Kopf entweder den einer Ziege , eines Schafes, eines Pferdes oder eines Stieres.
Die Fomori werden in der irischen Mythologiedeutung als das „Chaosvolk„ bezeichnet und stehen als Synonym für „Unordnung„ - immer unvollkommen und unilateral ausgerichet.
Gelegentlich werden sie auch noch Siofra genannt und verkörpern die fast unkontrollierbare Kraft des kosmischen Chaos. Sie sind eine vernichtende Gewalt, dazu ausersehen, das Eine zu zerstören damit das Andere aus dem Nichtsein ins Sein treten kann. Sie zerstören Altes, damit Neues entstehen kann. Damit stehen sie eher für die Entfaltung, die Evolution und in entferntem Sinne sogar für das matriarchalische Prinzip der dauernden Erneuerung.
Jedenfalls ist in allen Überlieferungen außer der "Cesair-Invasion" davon berichtet, daß sie "schon da" gewesen sind. Nachdem sie von den Thuata Dé Danann besiegt worden waren, zogen sie sich auf ihre "Inseln" zurück und wurden die Elbenfürsten. Die Sage berichtet, daß sie den Zauberkessel der Thuata Dé Danann in ihrem Besitz behielten. (Siehe hierzu auch: der Zauberkessel)
Partholon und Nehmed
I.
Am 1.Mai folgte in einer zweiten Invasion der Stamm des Partholon (oder Bartholan bar = Meer , thola = Wellen ), der Sage nach bestehend aus 24 Männern und ebenso vielen Frauen. Partholon soll aus "dem Land der Toten" aus Westen gekommen sein - entsprechend der mythologischen Bedeutung "Westen", also aus einer Anderswelt.
Partholon war der Sohn von Sera und Baath (Ozean). Entsprechend seiner Meeresabstammung war er wahrscheinlich kein Krieger, was auch auf seine Gefolgschaft zutreffen mochte.
Zur Jahreszeit des heutigen Beltane, traf Partholon in Irland ein . Er fand ein aus einer einzigen großen Ebene mit 3 Seen und 9 Flüssen bestehendes Brachland ohne Bäume und Wurzeln vor . Im Lauf seiner Regentschaft tauchten noch 7 weitere Seen und 3 weitere Ebenen auf. Die Zahlenbedeutung blieb bislang Spekulation.
Der Mythos berichtet daß Partholons Männer und deren Frauen eher Siedler als Krieger waren und die Erde erst urbar machten, aus dem Brachland ein Seen- und Waldland schufen und fruchtbaren Ackerbau betrieben .
Partholons Stamm mußte sich gegen Troll- und Ogerähnliche Ungestalten (die einheimischen Fomori) behaupten.
Die Partholon sollen 5000 Jahre (andere Versionen reden von zirka 20 Jahren) in Irland gelebt haben, bis sie alle binnen einer Woche durch eine geheimnisvolle Krankheit (Seuche) umkamen. Patholon selbst soll 30 Jahre in Irland gelebt haben. Der Mythos berichtet, daß dies Partholons Strafe für den Mord an seinem Vater gewesen sein soll, den er schon vor der Invasion begangen hatte. Als Patholon starb - so heißt es - seien "die Wasser über seinem Grab zusammengelaufen". Sein Neffe Tuan (siehe Tuan macCairill) soll die seuchenartige Vernichtung der Partholonen als Einziger überlebt haben.
Übrig blieben wieder die Fomori als Konstante. Als Wesen hingegen bekamen sie es jedoch gleich darauf mit einer neuen Bedrängnis zu tun.
Zirka 30 Jahre nach Partholon kam aus Griechenland der Sohn Agnomans, Ne(h)med „der Geheiligte„(irisch: Neimheadh) mit 34 Schiffen und je einer Besatzung von 30 Mann. Es heißt, daß die Nemedier mehrere Schlachten gegen die Fomori führten und zeitweise von ihnen unterjocht waren und demgemäß hohe Stuerabgaben leisten mußten. In der Überlieferung wurden sie von den Fomori schließlich zurückgedrängt und Nehmed floh mit einem Teil seiner Anhänger auf die Nachbarinsel Brintannien oder hat versucht nach Griechenland zurückzukommen.
Ein anderer Nemedier namens Iobath habe seine Leute nach den nördlichen Inseln Griechenlands retten können, wo sie als "Thuata Dé" gelebt hätten um später als "Thuata Dé Danann" nach Irland zurückzukehren.
Eine weitere Version berichtet, Nemed und seine Gefolgschaft seinen von den Fomori versklavt worden. Nach einem Aufstand seien lediglich eine Handvoll mit nur einem Schiff entkommen. Anderweitig wird berichtet, die Nemedier seien wie die Partholonen an einer Seuche (Pestilenz) gestorben.
II.
In MacCairills Historie wird Partholon nur kurz als der erste Invasor beschrieben und dann in die Nichtexistenz verbannt – eine Seuche war die Ursache. In der alten irischen Sprachtradition hat Partholon denn auch eine gewisse Bedeutung, etwa die der „ Dahingegangenen, der Verstorbenen“, die „seit langem nach der anderen Seite Entschwundenen“.
Auf archäologischen Funden und entsprechenden Carbondatierungen beruhend, wird die Invasion Partholons um 4400-4300 v.u.Z. angesetzt und die Partholonen gelten als die geschickten Erbauer diverser Steindenkmäler und Grabkammern. Man geht davon aus, daß die Partholonen sich möglicherweise aus drei verschiedenen Völkern oder Stämmen zusammensetzten. Neben der Kunst im Steindenkmalbauen entwickelten sie aber auch schon das Farmen und in bescheidener Art auch die Tierzucht.
Um 3900 wurden im Südwesten Irlands bedeutende Waldbestände gerodet und Funde bestätigen, daß die Patholonen damals schon rurale Wohngemeinschaften mit Dorfcharakter errichteten. Die neolythischen Partholonen und die seit der Eiszeit (zirka 11000 v.u.Z.) in Irland lebende mesolythische Jägerbevölkerung schienen in relativer Harmonie gelebt zu haben, jedenfalls deuten keine Funde (Massengräber usw.) auf besondere kriegerische Umtriebe hin. Auch schienen Waffen und Wehrbauten nicht im alltäglichen Leben gestanden zu haben
Gegen 4000 ereignete sich in Irland offenbar eine Art Naturkathastrophe. Pollenrückgang und klimatische Turbulenzen zwangen viele Einwohner sich nach Osten und Südosten zurückzuziehen. Mit großer Sicherheit starben ein Großteil der Bevölkerung aus Hungersnot oder diversen lokal und regional grassierenden Seuchen.
Diese Periode mag die bei Tuan MacCairill erwähnte Seuche sein, die seiner Ansicht nach die Partholonen ausnahmslos dahinraffte.
Die Forscher hingegen registrierten allenfalls einen, wenn auch beträchtlichen Bevölkerungschwund, der – drastisch genug – jedoch sicher nicht die ganze irische Bevölkerung ausradierte. Festgestellt wurde allerdings ein Einbrechen der Partholonenkultur, die sich auch während mehreren hundert Jahren nicht mehr zu erholen schien.
Die nächste Invasion nach MacCairill brachte die Menschen um den „geheiligten Nemed“ die Irland laut MacCairill unbehindert betraten und ein entvölkertes Land vorfanden. Sie entwickelten sich ähnlich wie die Partholonen und brachten Irland wieder zum Blühen und neuem Leben. Aber – so MacCairill – auch sie verschwanden auf dieselbe Art und Weise wie ihre Vorgänger. Eine Seuche soll sie allesamt hingerafft haben.
In der heutigen Geschichtsschreibung erreichten die Nemedier Irland gegen 3000 v.u.Z. von der Irischen See her und landeten unweit des Boynne in der Nähe vom heutigen Dublin, einmal von der damaligen landschaftlichen Beschaffung zwischen Britannien und Irland abgesehen. Auch sie betrieben die Landwirtschaft und Viehzucht und zum ersten Mal in der Geschichte Irlands taucht das noch kleinwüchsige Pferd als Haustier auf. Ob hier schon ein EInfluß der Nomadenvölker aus dem Osten stattfand, ist durchaus denkbar, bleibt aber Spekulation.
Die Nemedier erbrachten neue Landwirtschaftstechniken und siedelten offenbar mit Vorliebe in oder in der Nähe von (Eichen)Wäldern. Sie beuteten das Land nicht aus, sondern kannten mit ziemlicher Sicherheit schon elementare landwirtschaftliche Landnutzungsprinzipien. So nutzten sie das Land abwechselnd als Fruchtgrund und Weideland, offenbar um ein Entkräften der Gründe zu vermeiden. Da die Wiege der Landwirtschaft, zumindest ihre frühe Perfektionnierung im sogenannten "fruchtbaren Halbmond" im Nahem Osten zu suchen ist, wäre die Spekulation, daß die Nemedier (Heilige ?) aus dieser Gegend herkamen zumindest ins Auge zu fassen.
Die Nemedier beschränkten sich freilich nicht nur auf „ihre vier Wände“, also auf Irland, sondern knüpften Kontakte mit den heutigen Deutschland und Dänemark auf dem Seeweg. Sie waren ein rühriges Volk, denn Funde im Co Kerry und Co Cork belegen, daß sie auch Erzabbau und Verarbeitung betrieben, insbesondere Kupfer und vor allem Gold, das in Irland offenbar in Unmengen vorhanden war.
Die Nemedier, die noch zu den Neolythikern gerechnet werden, hatten mit Sicherheit schon ihre Bronzezeit eingeläutet oder die Kunst der Bronzeherstellung und -verarbeitung schon aus ihrer alten Heimat importiert.
Die Firbolg
I.
Die vierte Invasion war der Chronik entsprechend eine von Sklaven, die sich entweder freigekauft hatten oder entflohen waren und mehr aus Not, denn mit Zielsicherheit in Irland gelandet waren - die Firbolg, auch Beutelmenschen genannt, entsprechend ihrer Funktion als griechische Sklaven, wo sie ihre Fron im Schleppen von Steinen in ledernen Beuteln ableisten mußten.
Andere Quellen deuten eine altirische Herkunft der Firbolg an, die lediglich in einem Exil (offenbar in Griechenland) gewesen seien, um anschließend zurückzukehren. Es habe sich dabei um den Nemedier Semeon und seinen Anhang gehandelt, der nach einer entscheidenden Schlacht gegen die Fomori zurück nach Griechenland floh und dort versklavt wurde. Später habe er sich freigekauft und sei mit seinen Leuten als Firbolg nach Irland zurückgekehrt.
Eine dieser anderen Quellen erwähnt, daß die Invasion der Firbolg eigentlich aus einer Gruppe von drei verwandten Völkern bestanden habe: den Fir Bolg (Fir > Mensch - Bolg > Belgier), den Fir Donman (Deutung unbekannt) und den Fir Galioin (Galioin > Gallier).
Wie auch später die Milesier, sollen sie über Spanien, Griechenland oder Belgien nach Irland gekommen sein, wobei die Herkunftsorte nicht überbewertet werden dürfen, sondern vielleicht nur als Synomym für „von weit her„ stehen.
Auch die Firbolg bekamen es mit den Fomori zu tun und als sie dann zusätzlich von der nachfolgenden Invasion bedroht wurden, verstreuten sie sich - wohl teilweise auf der Flucht - über ganz Irland und - wie gelegentlich behauptet wird - über Nordirland hinweg anscheinend bis nach den Inselgruppen im Norden und nach Schottland hinein.
Ähnlich den Leuten des Partholon machten die Firbolg das Land urbar und insbesondere einige Inseln an der Westküste Irlands, wie z.B. die Aran-Inseln. Sie gingen eine Art Waffenstillstand mit den Fomori ein, gründeten eigene Provinzen und richteten ein Königtum ein.
II.
Nach seiner verhältnismäßig kargen Schilderung der Partholonen und Nemedier läuft MacCairill mit den nächsten Invasoren förmlich zur Hochform auf. Er schildert ihr Kommen in Schiffen, die aus Holzgerüsten und Lederhäuten bestanden und datiert ihre Ankunft auffallend präzise mit dem Weltenjahr 1738 (2276 v.u.Z.). Bei MacCairill steht nichts über ihre Herkunft, anderweitig aber wird vermutet, daß sie in der Tat freigekaufte griechische Sklaven gewesen sein sollen, auf der Suche nach einer neuen Heimat.
Die Ankunft der Firbolg in Erin deckt sich bemerkenswerterweise mit dem Beginn der Bronzezeit, die in Irland allgemein um -2300 angesetzt wird. Irland war reich an Kupfersohlen. Den Zinn importierten die Firbolg vornehmlich aus Iberia und dem benachbarten Wales, was natürlich auch einiges über einen offenbar schon existenten, internationalen Handel und eine angepaßte Seefahrt aussagt.
Die Fertigkeit der Bronzeherstellung und Goldverarbeitung sowie ihr Können in der Waffenherstellung brachte ihnen schnell eine internationale Renommée, sodaß Firbolg-Handwerker in andere Länder gerufen wurden, um dort ihre Kunst zu lehren. Entsprechende Funde in Skandinavien, Iberien und auf Kreta belegen, daß die Firbolg alles andere waren, als die tumben Invasoren, als die sie sehr oft hingestellt werden.
Die Firbolg waren nicht sehr zahlreich, konnten aber die einheimischen Nachkommen der Mesolythiker, der Partholonen und Nemedier für sich gewinnen und es scheint, daß auch die Firbolg-Epoche eine verhältnismäßig friedliche war. Erneute Waldrodungen sowie Funde landwirtschaftlichen Charakters weisen darauf hin, daß zu Firbolgzeiten eine beträchtliche Vergrößerung der Bevölkerung stattfand und ggf. auch erste größere Siedlungen, bzw. kleinere Ballungszentren entstanden.
Eine Kuriosität ist die Vermutung, daß die Firbolg sozusagen "modische Promoteure" der Schottentracht gewesen seien, da sie mit Schürzen oder Röcken bekleidet gewesen seien und um den Bauch einen Beutel geschnallt gehabt hätten. Der Vergleich wird mit dem Kilt der Schotten und ihrem um den Bauch gebundenen "Sporran" (eine fellbesetzte Tasche) dargestellt.
Die Tuatha Dé Danann
I.
Mir der fünften Invasion, welche die Tuatha Dé Danann - das feenhafte „Volk der Adlergöttin„ - nach Irland brachte, kommt die sinnbildliche „Ordnung„ nach Irland und die eigentliche Mythologie Erins beginnt. Zirka 300 Jahre soll die Wirkungszeit des Elben- und Feenvolkes gedauert haben, in der die Chaoswesen, die Fomori, ergo die „Unordnung„ offenbar auf ewig von der Erdoberfläche verscheucht und in die Unterwelt (Anderswelt der Fomori) verbannt wurden.
In fast jeder Kultur dieser Erde gibt es Sagen und Legenden über Feen und Elben. Sie haben abertausende von Namen und Erscheinungsformen, zu viele um sie hier aufzulisten. Sie werden als Naturgeister, als Gnome, als Kobolde, als Riesen, als Meerjungfrauen und Monster, als freundlich oder gemein beschrieben. Sie alle haben aber nichts gemein mit jenem Volk, das den Stamm der irischen Mythologie darstellt. Sie waren Fabelwesen, Götter und Menschen zugleich und verfügten über bis dato in Erin unbekannte „magische“ Kräfte.
Sie kamen aus den Nebeln und Weiten „einer anderen Welt„ zur Smaragdeninsel. Sie nannten sich „Das Volk der Adlergöttin„ und waren ein Volk der Magier und Zauberer, von denen in Folge viele als Götter und Halbgötter die Mythologie Irlands beleben sollten. Sie huldigten der Danu („mater deorum hibernensis„), und es heißt, die Göttin Danu sei eigentlich keine Göttin, sondern eine Magierin oder Druidin gewesen, eine Schamanin, die ihrem Volk ihre Kenntnisse vermittelt habe, so daß aus ihrer Rasse die wahren Weisen hervorgegangen seien – die alten Lehrmeister der vorchristlichen Druiden.
Die Tuatha dé Danann waren das Saatgut, aus dem die unzähligen Mythen und Sagen Irlands entsprossen, die heute noch Stoff für Träume sind und so manche Phantasie beflügeln. Ihre Geschichte ist in den „Leabhar Gabhala Erenn„ , dem Buch der Invasionen festgehalten.
Sie gelten u.a. als das Elbenvolk, die „Sidhe„, genannt nach den Hügeln von Newgrange, unter die sie sich zurückzogen, oder wohin sie – je nach Variation der Legende - von dem milesichen Druiden Amairgen verbannt worden sein sollen.
Einer von vielen Sagen entsprechend, kamen die Thuata Dé Danann auf fliegenden Schiffen, scheiterten aber an einem Energieschild, das die Fomori gegen sie gerichtet hatten. Neun Mal mußten die Danann die Insel umsegeln, bis sie eine Lücke im Enegieschild fanden und schließlich in Sliabh an Iarainn (The Iron Mountains) im Co. Leitrim landeten. Diese Variante scheint sehr konstruiert und ist möglicherweise eine Verballhornung späterer Chronisten.
Eine andere Chronik weiß zu berichten, daß sie auf magischen Schiffen nach Irland kamen, welche sie sofort nach ihrer Ankunft verbrannten, vielleicht um auf diese Weise zu demonstrieren, daß sie für immer bleiben wollten, möglicherweise aber auch, um sich selbst die Möglichkeit zum Rückzug abzuschneiden.
Eine weitere Legende weiß, daß das Volk der Adlergöttin zum späteren Fest des Beltane zurückkehrte. Sie landeten umhüllt von schwarzen Wolken am Berg Conmaicne Rein in Connacht und durch den Schutz ihrer magischen Wolken, die drei Tage lang die Sonne mit Dunkelheit bedeckten, seien sie nicht von den Einheimischen Firbolg bemerkt worden. Dasselbe Phänomen wandten sie auch an, um den ersten Landungsversuch der Milesier im Keim zu ersticken.
Magische Gegenstände
Dieselbe Chronik berichtet, daß sie von „den Inseln im Norden„ gekommen seien, aus vier Städten, namentlich Failias, Gorias, Findias, und Murias , wo sie ihre magischen Fähigkeiten von vier hohen Magiern erlernt hätten: in Failas von Morfesa, in Gorias von Esras, in Findias von Uscias und in Murias von Semias.
Aus dem Norden brachten sie aus den vier Städten je einen magischen Gegenstand mit, der jeder für sich in der Mythologie eine bedeutende Rolle spielte.
Aus Falias den Lia Fail , den Stein des Schiksals – stellvertretend für die terra mater - den sie in Irlands Mitte auf dem Berg Tara aufstellten und der den rechtmäßigen König mit einem Aufschrei bestätigte, wenn dieser seinen Fuß darauf setzte. Diese Symbolik deutet darauf hin, daß sich der antretende König mit der terra mater verbinden sollte. Der Stein soll auch Kraft, Gesundheit und langes Leben bewirkt haben.
Aus Gorias Gae Bulga, den Speer des Lugh , geformt wie ein Trident, ähnlich den Speer des Meeresgottes, der immer sein Ziel traf und immer zu der Hand zurückkam, die ihn geworfen hatte.
Aus Findias brachten sie Fragarach, das Schwert Nuadas dem keiner entkommen konnte, gegen den es gezogen worden war.
Aus Murias den Kessel des Dagda, der jedem einen vollen Magen sicherte und jeden mit seinem magischen Inhalt heilen und wiedegebären konnte. Als fünfte Gabe könnte man sehr wohl Dagdas Wunderharfe anführen, jenes Instrument mit dem er die Seelen der Menschen beherrschte, indem er mit seinem Spiel bei den Menschen sowohl Freunde und Jubel als auch Trauer und Verzweiflung wie auch den heilenden Schlaf herbeiführen konnte.
Sofort nach ihrer Ankunft verlangten sie von den Firbolg (die mit den Fomori ein Abkommen geschlossen hatten, sich gegenseitig nicht anzugreifen), sich entweder zu ergeben und sie als Herrscher anerkennen, oder gegen sie zu kämpfen.
Mag Tuireadh I.
Die Firbolg ergaben sich nicht und kämpften gegen die Invasoren in einer Schlacht, die als die erste Schlacht von Mag Tuireadh in die mythologische Überlieferung einging.
Die Tuatha Dé Danaan besiegten die Firbolg und verbannten sie in den Westen Irlands und auf die benachbarten Inseln.
Im Verlauf dieser ersten Schlacht verlor Nuada, der König der Danann, seinen rechten Arm, und musste daraufhin die Krone niederlegen. Sie ging an Bres, Sohn der Eriu vom Volke der Danann und von Delbaeth, dem König der Fomori.
Doch Bres entpuppte sich als ein untauglicher König, den das Wohl seines Volkes nicht interessierte.
Vor der zweiten Schlacht wurde für Nuada von dem Heiler Dian Cecht und Credne ein silberner Arm geschaffen, mit dem er sogar die Fingerspitzen bewegen konnte. Wieder im Vollbesitz seiner Kräfte und Fähigkeiten, wurde er wieder zum König ernannt. Bres wurde entwürdigt und abgesetzt, tauchte aber später wieder in der Rolle eines Agrarberaters auf, dem der Aufschwung im Agrarbereich zu verdanken gewesen sein soll.
Mag Tuireadh II.
Ein Abkommen zwischen den Danann und den Fomori bedingte die Verbindung der Ethniu (von den Fomori) und des Cian, Sohn des Dian Cecht (dem großen Danann-Heiler) die in der Folge die Eltern von Lugh wurden, der die Danann in die zweite (die große) Schlacht von Mag Tuireadh im County Roscommon gegen die Fomori führte.
In dieser Schlacht starb Nuada im Zweikampf gegen den gefürchteten Fomori-krieger- und König Balor.
Lugh rächte seinen König in dem legendären Kampf gegen den Koloss Balor. Die Chroniken berichten, daß Balor ein „vergiftetes oder magisches“ Auge hatte, das er aber meistens geschlossen hielt. Man sagt, es bedurfte mehrerer starker Männer um das Lid dieses Auges zu lüften. Doch war es einmal offen, dann tötete das Auge jeden, auf den es seinen Blick warf.
Zweikampf Lugh-Balor
Lugh besiegte Balor mit dessen eigenen Waffen indem er Balor ein spiegelblank poliertes Schild entgegenhielt (Schild des Lugh), ihm dadurch den todbringenden Blick zurückspiegelte und tötete. Anschließend schlug er ihm den Kopf ab. Eine andere Legende berichtet, daß Lugh den Balor ähnlich dem David den Goliath mit Stein und Schleuder zu Fall brachte, indem er Balors Auge durch einen geschleuderten Stein zerstörte. Eine weitere Variante läßt ihn seinen magischen Speer in Balors Auge werfen.
Den Fomori gelang es jedoch eine besondere Beute zu machen. Sie flüchteten mit den vier magischen Symbolen. Es sollte so mancher Kampf ausgefochten und zahlreiche Listen angewandt werden, bis die Danann ihre Symbole wieder im Besitz hatten.
Damit war der Sieg der Danann vollkommen und sie vertrieben die Fomori auf ewig von dieser Welt in die Anderswelt. Die Danann verbreiteten sich in Irland und entwickelten sich unter ihren großen Helden und König Lugh mit der langen Hand (dem langen Arm). Ihre Nachkommen werden Daoine Sidhe genannt.
Die aus den Süden kommenden Gaelen, die Mil(an)esier - so benannt nach ihren verstorbenen Stammesführer Miled -unter der Führung des Druiden Amairgen (einer der Söhne des Miled) besiegten die Danann in der dritten mythologischen Schlacht bei Teltown, Co. Meath (genannt nach Tailtiu). Mit ihrer Invasion läuteten sie gleichzeitig auch das Eisenzeitalter in Irland ein.
Brugh a Boinne
Nach den Chroniken wurden die drei Schwestern Fodhla, Banba und Eriú (vom Volke der Danann) als Königinnen und Herrscherinnen in Tara von den Invasoren herausgefordert, unterlagen aber trotz aller Kampfkünste und Listen. Es heißt, daß den Danann das Eisen zum Verhängnis wurde. Ein Metall, gegen das ihre Künste machtlos waren, so daß die Wunden, die die eisernen Schwerter und Speere der Milesier ihnen zufügten, für die Danann tödlich waren.
Eriú hatte am verbittersten und härtesten gekämpft und wurde von den Milesiern entsprechend geehrt, indem diese das Land nach ihr - Erin -nannten.
Den Daoine Sidhe blieb das Recht des Bleibens auf der Insel, während der Stamm der Danann unter Anratung Amairgens die Oberwelt freiwillig verließen.
Der Überlieferung nach betrauten die abwandernden Danann den Sohn des Lir, Manannan – der alle magischen Künste beherrschte – mit der Aufgabe, für sie geeignete Plätze unter Irland zu finden. Manannan wählte die schönsten Hügellandschaften und die zauberhaftesten Täler für sein Volk aus und umgab sie mit unsichtbaren Wällen, so daß kein Unbefugter eindringen konnte. So zogen die Tuatha Dé Danann unter anderem nach Brugh na Boinne (Burg am Boynnefluß - Newgrange) in den Tumulus und in die Gegend des heutigen Killarney unter die Hügel, die man Da Chich Anann, die Brüste der Dana nannte.
Diese Welten der Sidhe konnte man fortan nur durch die magische Tore betreten, welche ausschließlich dem Elfenvolk vorbehalten sind und nur einmal im Jahr zu Samhain ausgewählten Eingeweihten Zugang gewähren sollen.
Die Legenden wissen um gelegentliche Wiederkünfte der Danann, wenn sie unsichtbar, aber mit flammenden Schwertern, unfehlbar treffsicheren Speeren und spiegelnden Schilden hier oder dort Ungerechtigkeiten zu bekämpfen halfen oder Unterdrückte aus der Knechtschaft befreiten. Auch in Finns Fianna sollen gelegentlich einige von ihnen mitgefochten haben. Die auf der Welt vebliebenen Daoine Sidhe vermischten sich mit den Milesiern und sind heute noch bekannt, beliebt und geachtet als „das gute Volk, die guten Nachbarn, die Feen und Elfen„ und wie es heißt, soll auch einer von ihnen bei der Niederschrift des „Leabhar Gabhala Erenn„ Pate gestanden haben.
II.
Es heißt manchmal, daß sie die Restbestände der Ureinwohner der grünen Insel gewesen seien und anschließend an die ewigen Kämpfe oder Naturkatastrophen in alle Winde (vier Ecken der Welt) verstreut wurden, sich dann aber nach einer Katharsis und mit profunden magischem Wissen wieder sammelten und als Tuatha Dé Danann nach Irland zurückkehrten.
Diese Version fand nicht viele Anhänger, schon eher jene, die behauptet, die Tuata Dé Danann seien eigentlich Dänen (>Danann) gewesen und den irischen Einheimischen durch ihre kulturell und sozial überlegene Lebensweise als Götter und magische Wesen erschienen. Den Vergleich mit den Dänen verwarf man jedoch, da es keinen Hinweis darauf gab, daß die Kultur der damaligen Dänen derart hoch entwickelt gewesen war, daß man sie auch nur im Entferntesten als spekulativ-magisch hätte umschreiben können. Abgesehen davon waren die Dänen den Firbolg als Handelspartner schon recht gut bekannt.
Einigen Vermutungen entsprechend, sollen sie ein Stamm der, aus dem Osten über den russischen Raum nach den Nordländern gewanderten legendären und halbmythologischen Hyperboräer (Skythen oder Sarmaten) gewesen sein, deren Schamanen laut den Griechen auch übernatürliche und teils sogar göttliche Fähigkeiten nachgesagt wurden und die „von erlesener Schönheit„ gewesen sein sollen - sozusagen die Nachfahren der während Jahrtausenden auf Wanderschaft gewesenen mysteriösen Altai-Völker, die auf ihrer Route von Sibirien nach den äußersten westlichen „Rändern der Welt“ den Schamanismus nach Erin brachten.
Die historische Schilderung der Dé Danann sieht um etliches rationaler aus, als die zahlreichen Spekulationen, entbehrt aber gleichzeitig nicht zahlreicher Anzeichen, die zu einer Idealisierung - wie in den Mythen beschrieben – geführt haben mögen. Auch deutet der östliche Mittelmeerraum - in dem die Skythenvölker Invasionen und Kriege führten - zumindest auf mögliche Kontakte zu, wenn nicht sogar eine Abstammung von dieses Nomadenvölkern hin.
Im –18 Jh. war das östliche Mittelmeer von andauernden kriegerischen Tumulten gekennzeichnet. Marodierende Banden und Seeräuber, Invasionen und Kriege im (heutigen) Nahen Osten und die Expansions- und Kolonialisationsbestrebungen der rührigen Stadtstaaten der Phöniker und später der Griechen, sorgten für ein denkbar unbequemes und unstabiles Klima, in dem sich die Dé Danann "politisch" und kulturell offenbar nicht wohlfühlten.
Mehr also aus politischer Unruhe als aus Mangel an besiedelbarem Land und von Natur aus anscheinend sehr auf sich bezogen, suchten die Dé Danann nach einem Flecken Land, auf dem sie sich unangefochten niederlassen konnten.
Berichte und Lobgesänge über jene friedvollen und dünn besiedelten Inseln „am oberen Ende der Welt“ lockten natürlich und waren in den Augen der Dé Danann eine Gabe Gottes.
Mindestens genauso in landwirtschaftlichen, handwerklichen wie in viehzüchterischen Angelegenheiten beschlagen, brillierten die Dé Danann in der Kunst der Bronzeherstellung und Verarbeitung. Irland war mit seinen von den Firbolg geschafften Voraussetzungen der ideale Platz um sich fruchtbar niederzulassen.
MacCairill läßt die Dé Danann im Weltenjahr 2242 (1776 v.u.Z.) an der Ostküste der Samaragdinsel an Land gehen. Obwohl die Dé Danann in bemerkenswerter Zahl ankamen, konnten die Firbolg ihnen trotzdem eine Übermacht entgegenstellen. Allein, die Dé Danann waren aufgrund ihrer Überlebenskunst - geschult in zahlreichen und langwierigen Kleinkriegen - hartgesottene Krieger, die zudem den Bronzewaffen der Firbolg schon sehr verfeinerte Waffen und Kampftechniken entgegensetzen konnten. Hier trafen sozusagen Kampfveteranen auf bäuerliche Gelegenheitskrieger und der Ausgang der Schlachten wurde im Mythos gefeiert.
Nach einem vorläufigen Waffenstillstandsabkommen hielten die Firbolg noch 105 Tage (MacCairill) tapfer und eifrig kämpfend die Stellung. Verschiedene Fairplayabkommen verzögerten des Ausgang der Kriegshandlungen, bis dann nach einer 4tägigen Dauerschlacht die Firbolg einsahen, daß ihre Tage der Herrschaft auf Irland gezählt waren. Die Dé Danann würdigten sie als ebenbürtige Gegner und gestanden ein, daß auch sie nicht sonderlich länger hätten standhalten können. Die Firbolg überließen den Dé Danann infolge ihr Land mit der Auflage, daß Connaught weiterhin in ihrem Besitz bleiben würde.
Die Thuata Dé Danann brachten als neue Invasoren wiederum einen allgemeinen Aufschwung für Irland und erweiterten aufgrund ihrer Reisekenntnisse den Handelshorizont bis hinaus zu den Phönikern und Ägyptern und – so einige Behauptungen – möglicherweise bis nach China. Es ist denkbar und aufgrund von datierten Funden, Wandmalereien und Steinkonstrukten nicht nur in Neu-England, daß die Dé Danann auf der Suche nach u.a. neuen Kupfergründen bis nach Übersee skipperten und um –1200 herum das heutige Neu-England erreichten.
Gemäß Tuan MacCairill endete aber auch diese glorreiche Zeit der Thuata Dé Danann und mit den Milesier erreichten möglicherweise erste protokeltische Invasoren die Insel: eine auf skythischen Wurzeln fußende frühe keltische Truppe, wiederum aus der östlichen Mittelmeerecke – also wie schon im Mythos erwähnt: von weit her.
Die Söhne des Miled
I.
Die erste ernste Bedrohung der Herrschaft der Thuata Dé Danann fand bei Inver Slane, in Norden von Leinster statt, als die Söhne Gaedhals (Söhne des Gaelen) mit 36 Schiffen dort landeten, um einen ihrer Rasse zu rächen, der vormals auf Landsuche mit seinen Leuten dort angekommen war und einen gewaltsamen Tod gefunden hatte.
Die Expedition oder Invasion wurde von den Söhnen des Miled angeführt, denen der Druide Amairgen zu Rate war, dem noch drei andere Druiden unterstanden: Aer, Eithis und Caicer.
Sie kamen aus dem Süden, einige behaupten aus Spanien. Es soll ein Stamm von Gaelen, (Goidelen) gewesen sein und sie versuchten im Südwesten Irlands an Land zu gehen.
Bei ihrer Abreise hätten ihre Druiden ihnen auferlegt, daß sie nirgends anders landen dürften, als auf „jener Insel im Westen„, die für sie als neue Heimat vorbestimmt sei: „Und wenn ihr nicht davon Besitz ergreifen könnt, so werden es eure Nachfahren tun„.
Als die Tuatha Dé Danann die Schiffe der Milesier ankommen sahen, sammelten sie sich am Strand und ließen ihre Zauberkräfte wirken. Sie produzierten eine riesige Nebelwolke über ganz Irland, so daß die Milesier verunsichert einhielten. Alles was sie sahen, war „eine breite, riesiges Wolke, die aussah wie ein Schwein„.
Die Milesier nahmen wieder Kurs auf die See und umrundeten die Insel bis sie in Inver Sceine, im Westen von Munster endlich an Land gehen konnten und landeinwärts bis Slieve kamen. Dort empfing sie eine Königin der Tuatha Dé Danann in Begleitung einer Schar wunderschöner Frauen und der Elite ihrer Druiden und Weisen.
Der Druide der Milesier Amairgen ergriff das Wort und fragte wer sie seien, worauf die Königin antwortete, sie sei Banba, die Gattin des Mac Cuill.
Die Milesier folgten der Abteilung und gelangten nach Slieve Eibhline, wo sie eine andere Königin mit ihrer Abteilung erwartete. Es war Fodhla, die Frau des Mac Cecht.
Später begegneten sie am Berg Uisnech eine wunderschöne Frau, die sich alsdann in eine grauweiße Krähe verwandelte und sich bei Eremon, einem der Söhne des Miled niederließ. Eremon fragte sie nach ihrem Namen und sie antwortete:„ Ich bin Eriu, Gattin des Mac Greine„.
Die Milesier folgten den Tuatha Dé Danann bis nach Dea zum Palast von Teamhair, wo Amairgen dem Volk der Adlergöttin einen Vorschlag unterbreitete, jedoch zuvor schon seine Leute wieder hinaus aufs Meer geschickt hatte, wo sie „hinter der siebten Welle„ auf ihn warten sollten.
Sein Vorschlag lautete, daß die Milesier mit den Söhnen der Gaelen versuchen würden die Insel zu erobern. Die Tuatha Dé Danann hätten die Wahl, sich entweder gleich zu ergeben oder sich auf eine Schlacht einzulassen.
Er verlangte diese Wahl im Namen von Ith aus dem Volk der Gaelen, der vormals schon an diesem Hof erschienen und damals ermordet worden sei. Das Volk der Danu willigte ein und Amairgen begab sich zurück zu seinen Leuten und sie bereiteten sich auf die Landeinnahme vor.
Alsdann schickten die Männer von Dea den Milesiern einen Sturm, der sie auseinandertrieb und u.a. Arannan, Donn, Colpa, alles Söhne des Miled, das Leben kostete.
Von Mileds acht Söhnen blieben lediglich drei, Heremon (Eremon), Heber (Eber) und Amairgen übrig.
Der sterbende Donn verfluchte die Männer von Dea, die diesen Sturm geschickt hatten. Amairgen aber erhob sich über die Trümmer der Milesierflotte und glättete die Wellen. Welchen Zauber er angewandt hatte, weiß keiner zu berichten. Was überliefert ist, sind die Worte, die den Zauber begleiteten:
- Daß jene, die in der großen, weiten, nahrungsspendenden See vom Sturm gebeutelt werden, nunmehr Land erreichen
– Daß sie einen Platz finden in den Ebenen, den Bergen und den Tälern, in den Wäldern reich an Nüssen und Früchten, an den Flüßen und Bächen, an den Seen und großen Wassern
– Daß wir unser Gedeihen und unsere Nachkommen in diesem Land haben werden
– Daß wir dort einen eigenen König in Teamhair haben und daß das Land in den Besitz vieler unserer Könige übergehe
– Daß die Söhne von Miled in diesem Lande leben sollen und daß ihre Schiffe und ihre Boote einen Platz an seiner Küste finden.
Wir fordern dieses Land als das Unsere, dieses Land, das jetzt noch in Dunkelheit gehüllt ist. Laß unsere Führer und ihre Frauen zu Dir kommen, nobles Weib, große Eriu „.(1)
Der Sturm verebbte und die Überlebenden der Milesier und Söhne der Gaelen landeten mit den ihnen verbliebenen Schiffen.
Amairgen setzte als erster seinen rechten Fuß an Land, auf die „terra mater„ aller Iren und stimmte ein Lied an: die Aufrufung Irlands (siehe auch: Epen und Gedichte)
Drei Tage nach der Landung der Gaelen griffen die Tuatha Dé Danann unter der Führung von Eriu an. Dies war die erste Schlacht der Gaelen und der Männer von Dea. In dieser Schlacht starb u.a. auch Mileds Frau Scota und die beiden milesischen Druiden Aer und Eithis.
Danach trafen sich die beiden Gegner in der entscheidenden Schlacht, in der die drei Könige und Königinnen der Danann sowie tausend Krieger starben. Die Dé Danann erlitten hohe Verluste. Bei den Milesiern waren es unter anderen die beiden Schlachtenführer Cuailgne und Fuad und einige hundert Mann, die zu beklagen waren.
Die Dé Danann wurden bei Teltown geschlagen und die Milesier ergriffen Besitz von Ierin.
Die Tuatha Dé Danann wanderten unter Anregung von Amairgen in den Untergrund u.a. bei Brugh na Boinne und in die Hügel bei Killarney. Die Nachkommen der Dé Danann, die Daoine Sidhe, durften bleiben und vermischten sich mit den Gaelen, den Milesiern und den verbliebenen Firbolg und Fomori.
Die neuen Besatzer teilten das Land unter sich auf. Mileds Sohn Eber erhielt die beiden Provinzen von Munster und gab einen Teil davon an seinen Bruder Amairgen ab. Eremon erhielt Leinster und Connacht. Ulster wurde an den Ir (Eimher) und einige andere Stammesführer aufgeteilt.
Es heißt, daß die Nachkommen von Eimher über neunhundert Jahre in Emain Macha lebten und einige der besten Männer Irlands aus ihren Reihen hervorgegangen seien, wie z.B. Fergus, Sohn des Rogh und Connall Cearnach. (Fergus gilt als erster König des schottisch-piktischen Reiches Dalriada )
Zwischen Emeron und Eber kam es jedoch immer wieder zu Streitigkeiten und Kriegen. Erst als Eber starb, kehrte Ruhe in das Land ein. Es war Amairgen, der Eremon als ersten Hochkönig von Irland einsetzte.
II.
Die wachsenden Unruhen im östlichen Mittelmeer und die im steten Niedergang begriffene ägyptische Hochkultur brachten den "magischen Kessel" noch einmal, wie schon zu Zeiten der Thuata Dé Danann, zum Wirken und er warf einen gewissen Niul ins Spiel der Geschichte.
Entsprechend halbmythischen Berichten wurde ein Skythe namens Niul – bekannt für seine Weisheit und Spiritualität – an den Hof des seinerzeit regierenden Pharaos berufen um an den dortigen Mysterienschulen zu lehren, wo der Adel und die Priesterschaft ausgebildet wurde. Er hinterließ einen mächtigen Eindruck und hatte dermaßen Erfolg, daß der regierende Pharao Nectanebus ihm eine seiner Töchter (Scota) zu Frau schenkte und ihn in den Adelsstand erhob. Mit höfischer Unterstützung wuchs sein Haus und sein Ruhm gleichermaßen. Allein, die allgemeine Lage in Ägypten wurde immer unstabiler.
Der regierende Pharao starb. Während der Regierungszeit des Nachfolgers entwickelte sich in der ohnehin sehr konservativen Reichsführung Ägyptens eine starke Neidkultur innerhalb seines Hofes. Sie richtete sich im Speziellen auf die Person des Niul, der mittlerweile königliches Ansehen genoß. Der Konflikt war vorgezeichnet und Niul floh mit seinem Haushalt aus Ägypten nach Kreta und dann nach Spanien. Kurz nach der Ankunft in Spanien starb Niul und hintelrieß einen erwachsenen Sohn namens Miled, der seinerseits auch mit einer ägyptischen Prinzessin namens Scota verheiratet war. Miled übernahm die Führung des Niulschen Stammes und blieb weitere Jahre in Spanien. Miled starb und hinterließ seinerseits einen Clan, der unterdessen beträchtlich gewachsen war und sich zwecks endgültiger Niederlassung bei Reisenden über entsprechende Möglichkeiten informierte.
Der internationale Ruf Irlands als interessanter Handelspartner war verlockend. Zudem galt Irland als militärisch unterbesetzt, ohne zentrale Herrschergewalt und als wirtschaftlich sehr vielversprechend.
Die Clanführung sandte einen Scout aus, der mit Namen Ith hieß, Sohn des Breogan und ein Vetter oder ein Onkel Mileds war. Die Thuata Dé Danann erkannten in ihm den Spion und ließen ihn hinrichten.
Ob nun aus Rache oder mangels Nachricht ihres Scouts, schiffte der Clan des Miled nebst Gefolgschaft ein und segelte gen Irland. Die Besatzung der Schiffe bestand aus den 8 Söhnen des Miled (Fial, Eremon, Eber Finn, Amergin, Ir[Eimher], Colphta, Erannan und Dil) und seiner Witwe Scota nebst hunderten von Clanangehörigen und Unterworfenen.
Während der Reise kam der Convoy in einen Sturm und sie verloren mehrere Schiffe. Fünf von Mileds Söhnen kamen um, doch die Überlebenden segelten unbeirrbar weiter. Schließlich erreichten sie die Smaragdinsel, waren allerdings durch das Unwetter in zwei Gruppen auseinandergetrieben worden.
Mileds Witwe Scota landete mit ihren Schiffen im Süden in der Bantry Bay, derweil die andere Gruppe an der Ostküste nahe der Boinnemündung an Land ging. Beide Gruppen trafen auf resoluten Widerstand. An der Südküste traf Scota auf die Königin Eire(Ierin). In einem blutigen Gefecht kamen beide Frauen um. Die Gruppe der Scota konnte die Krieger der Eire schlagen und drang nordöstlich ins Land vor, wo sie an der Boinnemündung auf die andere Gruppe stießen, die ihrerseits auch schon große Verluste zählte.
In einer weiteren Schlacht trafen die Dé Danann noch einmal mit den Invasoren zusammen und unterlagen schließlich mangels Erfahrung in weitgestreuter Truppenführung. Im Weltenjahr 2746 (1268 v.u.Z.) übergaben die Dé Danann ihre Souveränität an die Milesier.
Die Landnahme der Milesier fiel ziemlich genau ins auslaufende Bronzezeitalter (zwischen dem 13. Und dem 9. Jh.v.u.Z.) Zudem kannten die Milesier offenbar schon einen, wenn auch noch unveredelten Stahl und brachten neue Produktkenntnisse und Verarbeitungsmethoden mit nach Irland. Beide Kulturen vermischten sich und ihre gemeinsamen Kenntnisse erbrachten eine aufblühende Industrie und einen Handel, der weit über das keltische und germanische Europa hinausging – bis nach dem vermeintlichen Skythien, dem nahen Osten, Ägypten, Kreta, Griechenland und offenbar noch über das Zweistromland hinaus.
Eine neue, protokeltische Ethnie war geboren und stand unter der Führung der letzten Überlebenden der Miledsöhne, die Nachkommen eines einstigen skythischen Schamanen im Dienste ägyptischer Pharaonen. Sie vermischten sich mit den Nachkommen mesolythischer und neolythischer Ureinwohner und den Dé Danann, die ihrerseits möglicherweise auch schon skythisch-stämmige Kultur nach Irland gebacht hatten.
Interpretiert man die Legende, so war der Druide Ameirgen kein Druide, sondern wahrscheinlich ein Schamane der skythischen Schule.
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Die sehr zweifelhafte Genealogie der Milesier entsprechend den Behauptungen (wahrscheinlich) der British-Israel-Theorie, die die Erdbesiedlung nach der Sintflut ausschließlich auf die Nachkommen des biblischen Noah zurückführen. Eine bislang unbelegte und höchstwahrscheinlich aus rein doktrinären Absichten konstruierte These, die durch die literarische Erfindung eines Sohnes von Japeth - Samothes - ad absurdum geführt wird.
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(1) Anm.d.A.: Freie Übersetzung aus dem Englischen
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