Das Mabinogion ist eine Sammlung von Erzählungen, die entweder auf der mündlichen Tradition der walisischen Barden oder der ebenso geschätzten und geehrten Kunst der Geschichtenerzähler basiert. Die Geschichten sind im Zeitablauf nicht kohärent, sondern bewegen sich zwischen Mythos und Historie. Sie vermischen teilweise frühmittelalterliche historische Ereignisse und historisch verbürgte Pesonen mit Sagen und mythischen Figuren, so daß sich in den Erzählungen vermenschlichte Götter mit tatsächlich - aber viel später - lebenden Personen messen.
So wie sich die Erzählungen heute präsentieren, stammen sie aus der Feder eines einzelnen Autors aus dem 11. Jh., wurden also früher verfaßt als die Monmouthschen Werke. Der weitaus größte Teil des Materials stammt aus vorchristlichen Zeiten und dürfte also nicht von Monmouth oder Nennius beeinflußt sein. Allein schon die Geschichte von Bronwen und Bran illustriert dies, da die Meeresenge zwischen Britannien und Erin erwähnt wird, die ihrerseits auf eine sehr weit zurückliegende Zeit hinweist. Die Geschichten sind - u.a. da sie Epochen vermischen - eigentlich zeitlos und dürften in der vorliegenden Fassung wohl eher in die Kategorie der Märchen angesiedelt werden. Aufgrund von Schätzungen, die auf den Wirkungszeiten der Protagonisten beruhen, kann man die Erzählungen zwischen zirka 600 v.u.Z und 60 n.u.Z. ansiedeln. Einige der Szenen spielen sich - entsprechend der Wirkungszeit ihrer Hauptfiguren - im keltischen Altertum ab, während sie gleichzeitig Persönlichkeiten der vor- und poströmischen Aera heranziehen. Der Hauptstoff bleibt die keltischen Mythologie, wurde aber offenbar zwischendurch von christlichen Skriben überarbeitet, auch wenn sich erfreulicherweise nur wenig Christliches eingeschlichen hat. Die Geschichten sind im Lauf der Jh. offenbar mehrmals überarbeitet worden, zudem - wie es scheint - von Schreibern, die der alten keltischen Mythologie unkundig waren, woraus man die gelegentlichen Zusammenhangslosigkeiten ableiten könnte. Aus Mangel an Verständnis für das keltische Altertum mögen Passagen oder Schilderungen - die den Schreibern keinen Sinn ergaben oder ihnen unwichtig erschienen - weggelassen worden sein, oder sie wurden anders interpretiert.
Der Titel des Werkes rührt aus einem Missverständnis der ersten englischen Übersetzerin, Lady Charlotte Guest her: sie entdeckte in einer Geschichte das walisische Wort ''mabynogyon'' und nahm an, es sei der Plural des walisischen ''mabinogi''. Das Wort ''mabinogi'' selbst hat deutliche Bezüge zum walisischen Wort ''mab'' [ "Sohn, Jüngling"] und umfaßt möglicherweise eine Sammlung von Mythen, die sich um den göttlichen Jüngling Mabon (Maponus) ranken, der auch noch als "britischer Apollon" verehrt wurde und von dessen Sage so mancher Heldenepos abgeschaut wurde.
Die Erzählungen
Das Mabinogion besteht eigentlich aus vier Geschichten: "Die vier Zweige des Mabinogi".
Pwyll, Prinz von Dyfed
Branwen, Tochter des Llyr
Manawydan, Sohn des Llyr
Math, Sohn des Mathonwy
Sie stellen sozusagen den Kern der Pryderi-Saga dar, auch wenn Letztere von anderen Stoffen und Personenvergleichen stark überlastet wurde. Unter anderem dürfte Pryderi einigen Autoren als Modell für den späteren Parzifal (Perceval) gestanden haben.
Die Erzählungen wurden erstmals im 14. Jahrhundert in den Manuskripten ''The White Book of Rhydderich'' und ''The Red Book of Hergest'' niedergeschrieben. Ältere Fragmente dieser Erzählungen haben sich aber auch in Manuskripten des 13. Jahrhunderts erhalten.
Seit der ersten Übersetzung des ''Mabinogion'' durch Lady Guest werden sieben weitere Erzählungen mit den ''Vier Zweigen'' verbunden. Es handelt sich um vier Geschichten, die Material aus der walisischen Tradition und Legende widergeben:
Der Traum des Macsen Wledig
Llud und Llefelys
Culhwch und Olwen
Der Traum des Rhonabwy
Im Mabinogion sind Llud und Llefelys Brüder und die Söhne des Beli, aus dem von Momouth den Belinus machte, weil er ihn schlicht und einfach früher und passend zu seiner Historia datieren konnte. Aus Llud machte Henry of Huntington und nach ihm von Momouth einen britannischen König. Mythologisch gesehen ist Llud jedoch kein anderer als der Gott Nodon, dessen Spuren man in der Gottesfigur Nuadas, dem König der Thuata Dé Danann wiederfindet und in der Figur des Nudd, dem Vater des Gwynn, dem Feenkönig und Herrscher über Annwfn (identisch mit Arawn) und lustigerweise später auch als Mitstreiter in Artus Kampfriege.
Die Erzählungen ''Culhwch und Olwen'' und ''Der Traum des Rhonabwy'' haben die Wissenschaft interessiert, weil sie ältere Hinweise auf König Artus enthalten. Die Erzählung ''Der Traum des Macsen Wledig'' ist eine romantische Geschichte über den römischen Kaiser Magnus Maximus.(siehe auch: Macsen - Besiedlung Britanniens)
Drei weitere Erzählungen sind walisische Versionen aus der Umgebung der Artussage, die bei Chrétien de Troyes ebenfalls auftauchen. Während im 19. Jahrhundert Kritiker glaubten, dass die walisische Version auf Chretiens Gedichten basieren, ist man heute der Ansicht, dass beide Sammlungen unabhängig voneinander auf eine gemeinsame ältere Quelle zurückgehen.
Die Frau vom Brunnen
Peredur, Sohn des Efrawg
Gereint, Sohn des Erbin
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