Wer sich die Liste des keltischen Feste ansieht, wird sich wundern, daß in der Liste der christlichen Religion manchmal sehr deutliche Verhältnismäßigkeiten ins Auge fallen. Der Grund dazu liegt einige 1800 Jahre zurück, als die römische Kirche ihre Fraters ausschickte um die Briten und Iren zum Christentum zu bekehren und im Zuge dieser Christianisierung etliche Brauchtümer der Kelten in die christliche Religion einfloßen, bzw. aufgenommen wurden. Pate dieser bekehrungstaktischen Übernahme war der hl. Augustin, der u.a. darin eine schnellere und gewaltfreiere Bekehrung sah. Manche von den christlichen Festen können daher ihren heidnischen Ursprung nicht leugnen, obwohl die heutige Bedeutung sich mittlerweile durch Dogmatisierung und auch den Kommerz weit vom heidnischen Ursprung entfernt haben.
Im Gegensatz zu vielen christlichen Festen haben die ursprünglichen Feste der Kelten einen durchaus ländlichen Charakter und symbolisieren eigentlich den Ablauf des bäuerlichen Jahres. Dem Leser wird auffallen, daß die Daten sozusagen den „Biorythmus„ eines Jahres darstellen und für unsere Begriffe nichts weiter sind, als der Wechsel zu dem jeweiligen Beginn einer neuen Jahreszeit.
Samhain am 1. November (bei uns zirka der Winteranfang) Wintersonnwende (21.Dez)
Imbolc am 1. Februar ( zirka Frühlingsbeginn)
Frühjahrs Tag-u. Nachtgleiche (21.März)
Beltane am 1. Mai (zirka Sommerbeginn)
Sommersonnwende (21. Juni)
Lughnasa am 1. August (zirka Herbstanfang)
Herbst Tag-u. Nachtgleiche (21. Sept)
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Die Feste der Kelten waren wie alles in ihrer Kultur sowohl Bestandteil der Sakralen als auch des Sozialen, da beides untrennbar ineinander verankert war. Der Mythos verknüpfte die Feste in den Überlieferungen und Sagen mit den Götter- und Heldenfiguren. Im Mittelpunkt stand jedoch vor allem die Verehrung der Muttergottheit, der Ur-Mutter (terra mater) der alles Lebende und Nicht-lebende unterworfen war. Opferhandlungen waren ein wesentlicher Bestandteil dieser Festlichkeiten und es wurden neben Tier- und Pflanzenopfern oft auch in früheren Zeiten wahrscheinlich Menschenopfer vollzogen, und dies sowohl von den Insel- als auch Festlandkelten.
Samhain
Wurde am 1. November gefeiert und symbolisierte in Irland das Ende des Sommers. Es diente u.a. der Zusammenkunft der Clans und Stämme - zur Versammlung und Vereinigung. Obwohl der bäuerliche Charakter maßgebend war (Beendigung des Viehtriebs und Beginn der unfruchtbaren Jahreszeit) wurde Samhain gekennzeichnet durch die Erinnerung an frühe Zeiten düsterer kriegerischer Mythen, die in kultischen und rituellen Zeremonien nachvollzogen wurden. Samhain – bei uns der Tag der Erinnerung an die Toten – stammt aus der mythologischen Paganperiode, die im Zuge der Christianisierung verteufelt und vom Licht ins Dunkel verlegt wurde. Aus den Feenwelten der Kelten wurden nach christlicher Deontologie die Welten der Toten, Untoten und Dämonen. Seinerzeit aber war dies der Tag, an dem Annwfn seine geheimen Pforten öffnete. Die Schranken zwischen Diesseits und Jenseits fielen und die Sidhe, die verstorbenen Helden und Götter wandelten unter den Lebenden. Nach der Christianisierung allerdings waren es nunmehr Geister und Dämonen teils schrecklichen Aussehens, die feindselig in die Menschenwelt eindrangen und derer man sich um des Seelenheils willen erwehren mußte. Äußerst fragwürdig bleibt auch die Interpretation ob „in dieser gespenstischen Nacht Samhains von den Druiden Erstlingsopfer dargebracht wurden, um die Mächte der Finsternis zu besänftigen„.
Imbolc
Imbolc war der Fest des Übergangs vom Winter ins Frühjahr, der "Wolfszeit", wie sie die Kelten nannten. Imbolc wurde von den Kelten am ersten Februar begangen. Es ist der Göttin Brigit geweiht und hatte teils den Charakter eines sakralen, teils den eines gesellschaftlichen Festes. Rituelle Reinigungen und Opferzeremonien wechselten sich ab mit unterhaltenden Animationen, wozu auch Pferdewettläufe zählten, die wiederum der Göttin (Stute) Epona gewidmet waren.
Beltane
Das Fest Beltane wurde am ersten Mai begangen, in Irland der mythische Tag, an dem die Nachkommen Partholons das erste Feuer auf der Insel zündeten, aber auch das Datum, an dem die Tuatha Dé Danann ihre Regentschaft auf der Insel antraten.
Dieses Fest stand hauptsächlich im Zeichen der Fruchtbarkeit. Ganze Viehherden wurden durchs Feuer getrieben, um sie fruchtbar und immun gegen Krankheiten zu machen. Es ist überliefert, daß sich auch die angehenden jungen Paare diesem Ritual unterzogen um auf diese Weise ihre Fruchtbarkeit zu fördern. Es heißt auch, daß an diesem Tag die „Ehen auf Sicht„ geschlossen wurden, wo es darum ging, daß das Paar während einer gewissen Zeitspanne herausfinden sollte, ob es füreinander bestimmt, sprich zeugunsfähig war. Erst nach einer Schwängerung wurde dann die Hochzeit vollzogen.
Lughnasa
Lughnasa war vor allem ein sehr populäres Fest und stand deshalb auch im Zeichen des Alleskönners Lugh. Geboten wurden Märkte und Spiele, bei denen in Wales offenbar schon Ballspiele und Schottland das bekannte Stein- oder Felsbrockenwerfen hoch im Kurs standen. Aber auch Familien- und Clansfeierlichkeiten wurden zelebriert. Gleichzeitig nutzten die Clanchefs und ihre Druiden diesen Tag um sich zu treffen und wahrscheinlich überregionale gerichtliche Beschlüsse festzulegen Händel abzuschließen und womöglich auch Intrigen zu schmieden.
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